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1. Illustrierte preußische Geschichte - S. 58

1904 - Breslau : Hirt
58 Zweiter Zeitraum. nach Kriegsruhm begierig, fiel deshalb mit seinen ebenso kriegslustigen als beutegierigen Schweden in Polen ein (1655). Kurfürst Friedrich Wilhelm saß zwischen beiden kriegführenden Mächten und konnte nicht neutral bleiben; doch ließ sich bei geschickter und starker Beteiligung vielleicht eine Milderung der Lehnsabhängigkeit erreichen, die der Kurfürst als ein hartes Joch empfiudeu mußte. Dem Lehnsvertrage znsolge durfte er tu den Festungen Memel und Pillau tmr solche Befehlshaber einsetzen, welche dem Könige von Polen gefielen, mußte polnischen Gesandten gestatten, sich über den Zustand der Festungswerke zu unterrichten, und dem Adel das Recht zugestehen, beim Könige von Polen Berufung einzulegen. Am härtesten war es für den Kurfürsten, daß er den Reformierten, feinen eigenen Glaubensgenossen, in Preußen weder öffentlichen Gottesdienst gestatten, noch Ämter übertragen durfte. Zu Anfang des Krieges mußte Friedrich Wilhelm alles über sich ergehen lassen, was deu übermütigen Gegnern beliebte. Weil seine Bitte um Schutz weder bei dem Kaiser, noch bei den Engländern, Holländern und Dänen Gehör fand, so schwieg er, als Karl Gustav mit seinem ganzen Heer durch Pommern zog und sechs Tage auf braudeubnrgischem Gebiete verweilte. Da der Schweden-könig in Polen anfänglich geringen Widerstand fand, zwang er den Kurfürsten im Vertrage zu Königsberg, ihm Hilfe zu leisten und statt der polnischen die schwedische Lehnshoheit über Preußen anzuerkennen. Damit hatte der Kurfürst feine Lage verschlechtert und seine Lehnspflicht verletzt; aber er hatte nur der bitteren Notwendigkeit gehorcht und hoffte, bald von dieser ihm lästigen Fessel frei zu werden. Er suchte mit dem Könige von Polen zu unterhandeln; der aber nannte ihn einen Verräter, wollte ihm kaum verzeihen, „wenn sich der Kurfürst ihm auch zu Füßen würfe". In Polen war nämlich ein großer Volksaufstand gegen die Schweden ausgebrochen; Johann Kasimir hatte seine Hauptstadt Warschau zurückerobert und erwartete an der Spitze von mehr als 40000 Mann in einer verschanzten Stellung das schwedisch-brandenbnrgische Heer. Die Schweden, so prahlte er jetzt, wolle er „den Tataren zum Frühstück vorsetzen"; dem Kurfürsten sandte er den Befehl, binnen drei Tagen ihm zur Hilfe zu ziehen, fönst wolle er ihn in einen Kerker sperren, wo ihn weder Sonne noch Mond bescheuten solle. Demgegenüber lag es Karl daran, in dem Kurfürsten einen willigen Verbündeten zu haben; deshalb versprach er ihm int Vertrage zu Marienburg große Strecken des zu erobernden polnischen Gebiets, und vereint lieferten beide vom 28. bis 30. Juli 1656 den Polen die Schlacht bei Warschau. Karl führte den rechten Flügel, Friedrich Wilhelm den linken; unter diesem befehligten Sparr und Derfflinger. Mit dem Losungsworte „Mit Gott!" stürmten die Brandenburger in die Schlacht. Drei Tage währte das Ringen; König und Kurfürst fetzten sich der größten Gefahr aus, auch die Polen wehrten sich verzweifelt; zuletzt aber flohen sie in größter Verwirrung davon. Die Sieger zogen in Warschau ein. Das war die erste Wnffenthat der brandenbnrgischen Armee! Karl Gustav wollte den Feind weiter verfolgen; Friedrich Wilhelm aber wollte nicht Polen vernichten helfen, um ein übermächtiges Schweden zum Nachbarn und Herrn zu erhalten, sondern zog nach Preußen zurück, wo seine Gegenwart dringend nötig war. Dettn ein polnisches Heer bedrohte Preußen;
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