Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Illustrierte preußische Geschichte - S. 99

1904 - Breslau : Hirt
3. Die innere Festigung durch Friedrich Wilhelm I. 99 unentgeltliches Bürger- und Meisterrecht. Demjenigen, welcher eine wüste Stätte bebaute, schenkte er das Bauholz, 1/5 bis V4 der Baukosten und sechs bis acht Jahre Befreiung von allen Lasten. Infolgedessen wurden viele ganz oder teilweise zerstörte Städte, wie Krossen, Köslin, Stettin, Wittstock, Stendal, Iserlohn und Unna, neu und schöner wieder ausgebaut. Am meisten that Friedrich Wilhelm für Berlin, indem er wohlhabenden Beamten und Bürgern befahl, dort Häuser zu errichten. Aus Bittschriften um Erlaß des Baues schrieb er wohl: „Der Kerl hat Geld, soll bauen." Der neue Stadtteil, die Friedrichstadt (S. 80), wurde damals fertig, und die Einwohnerzahl Berlins hob sich unter feiner Regierung auf 100000. Des Königs Lieblingsfitz war Potsdam, wo fein Leibregiment lag; in keiner anderen Stadt hat er so viel gebaut und so viele Bauten unterstützt wie dort. Die Einwohnerzahl stieg unter ihm von 2000 auf 20000. Bisher hatte der Aufwand des Hofes dem Gewerbe mancherlei Nahrung gegeben; von jetzt ab sollte dies durch das Heer geschehen. Schon ant Tage nach der feierlichen Beisetzung seines Vaters befahl Friedrich Wilhelm, den ganzen Bedarf für die Ausrüstung des Heeres int Lande zu kaufen. Da sah man erst, wie tief das heimische Gewerbe gesunken war: alle im Jnlande gefertigten Waren waren schlechter und teurer, als die vom Auslande bezogenen; aber der König ließ sich nicht irre machen. Er erließ Handwerkerordnungen, um den abgestorbenen Zünften neues Leben einzuhauchen, Industrie-und Handelsvorschriften und setzte Fabrikinspektoren und Schaumeister ein, welche die genaue Ausführung derselben überwachen mußten. In Berlin errichtete er durch den Kaufmann Kraut das „Lagerhaus", eine große Wollspinnerei und Weberei. Er schenkte dem Unternehmer dazu ein Gebäude sowie große Geldsummen und unterstützte ihn durch verschiedene Verordnungen, gauz besonders aber durch Abnahme der Tuche. Sämtliche inländische Wolle mußte dem Lagerhanse verkauft werden, und damit es das erforderliche Garn erhielt, sollten die aus den Straßen und Märkten fitzenden Hökerinnen und andere Händlerinnen „nicht Maulaffen feil halten, sondern Wolle und Flachs spinnen, stricken und nähen". Nach zwei Jahren konnten die Tücher des Lagerhauses nicht nur an Güte und Preis mit den fremden wetteifern, sondern gingen sogar schon ins Ausland, nach Schweden und Rußland. Noch größer war der Nutzen, daß so viele kleine Leute Berlins im Lagerhause Verdienst fanden und daß das Geld für die Bekleidung der Armee im Lande blieb. „Kein Geld außer Landes!" war nach des Königs Anficht „der Stein der Weifen"; deshalb vermehrte er die Einfuhrverbote und duldete bei den Bürgern, Beamten, Offizieren und am Hose keine fremdländischen Waren. Für den auswärtigen Handel bildete sich in Berlin eine Handelsgesellschaft, die einen einträglichen Handel mit Rußland betrieb und fünfzehn Jahre lang die Tuche für die Bekleidung der russischen Armee lieferte. Berlin zählte 1740 über 2000 Tuchmachermeister. Der Forderung des Handels diente auch die große Sorgfalt, welche der König auf die Land- und Wasserstraßen, die pünktliche Jnnehaltmtg der Poftfahrten (S. 93) und die Einrichtung neuer Postlinien, besonders in Pommern und Preußen, verwandte. Dagegen erschienen dem auf das unmittelbar Nützliche gerichteten Sinne des Königs die von dem
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer