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1. Illustrierte preußische Geschichte - S. 109

1904 - Breslau : Hirt
3. Die innere Festigung durch Friedrich Wilhelm I. 109 bracht, daß Friedrich sich über des Königs Regierung mißbilligend ausgesprochen habe, leichtsinnig Schulden mache und selbst die Grundlehren der Religion nicht anerkenne. Er war untröstlich und suchte durch verschärfte Strenge den Sohn auf den rechten Weg zurückzubringen, war aber in seinen Zornes-ausbrücheu oft maßlos, so daß er den bereits volljährigen Prinzen bei geringfügigem Anlaß beschimpfte und schlug. Dieser unwürdigen Behandlung beschloß Friedrich sich mit Hilfe feiner Vertrauten Keith und Katte durch die Flucht nach England zu entziehen. Als er 1730 seinen Vater ans einer Reife nach Süddeutschland begleiten mußte, versuchte er in der Nähe von Mannheim aus französisches Gebiet zu entkommen. Doch der Fluchtversuch mißlang. Friedrich wurde als Gefangener nach Küstriu gebracht, wo Katte wegen Hochverrats hingerichtet wurde, während Keith rechtzeitig entkommen war. Auch Friedrich wurde vor ein Kriegsgericht gestellt; doch dieses erklärte sich nicht für berechtigt, über den Kronprinzen zu urteilen. Als nun mehrere Fürsten für ihn um Gnade baten, ließ der König Gnade für Recht ergehen. Der Kronprinz wurde aus dem strengen Arrest entlassen, durste in der Stadt frei umhergehen, mußte aber täglich sieben Stunden auf der Domänenkammer arbeiten und abends sich von dem Präsidenten der Kammer über Verwaltnngs-sachen belehren lassen; er beschäftigte sich hauptsächlich mit Finanzwesen, Landwirtschaft und Handelslehre, entwarf Berichte und machte Anschläge über Verbesserung und Ausnutzung von Grund und Boden. So wurde das Jahr in Küstrin für ihn von großem Segen. Der König freute sich darüber, daß Friedrich feine Lehrzeit mit solchem Ernste ausnutzte, noch mehr aber darüber, daß er sich auch für geistlichen Zuspruch empfänglich zeigte. Deshalb beschloß er, ihn auf einer Reife nach Königsberg in Küstrin zu sehen. Er hielt ihm sein Unrecht in ernsten Worten vor; als dann Friedrich ihm weinend zu Füßeu sank, erhielt er Verzeihung und die Erlaubnis, von jetzt an in Begleitung erfahrener Männer Ausflüge in die Umgegend von Küstrin zu unternehmen, um sich über Ackerbau, Viehzucht und Brauwesen zu unterrichten. Seine volle Freiheit erhielt er erst zurück, nachdem er sich nach schweren inneren Kämpfen bereit erklärt hatte, die ihm von seinem Vater unter dem Einflüsse des Kaiserhofes bestimmte Braut, Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern, eine Nichte der Kaiserin, zu heiraten. Er durste nun nach Berlin zurückkehren, arbeitete im Generaldirektorinm und wurde Oberst eines Regiments, das in Ruppin lag; dort lebte er sich zu des Vaters Freude ganz in das militärische Wesen ein. Nachdem er sich (1733) vermählt hatte, schenkte ihm der Vater das in der Nähe von Ruppin gelegene Schloß Rheinsberg, wo der Kronprinz mit seiner Gemahlin die schönsten Jahre seines Lebens verbrachte. Im Kreise einiger gleichgesinnter Freunde widmete er sich in der dienstfreien Zeit ganz den Wissenschaften, der Kunst und der heiteren Geselligkeit; er knüpfte mit dem Franzosen Voltaire einen Briefwechsel an und schrieb seinen „Antimacchiavell", in welchem er einen wahren Fürsten schildert und den später von ihm auch befolgten Grundsatz ausspricht: „Der Fürst soll der erste Diener des Staates sein." Mit seinem Vater stand Friedrich jetzt in dem besten Einvernehmen; je mehr er sich mit der Staats- und Heereseinrichtung vertrant machte, desto
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