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1. Illustrierte preußische Geschichte - S. 308

1904 - Breslau : Hirt
308 Dritter Zeitraum. Doch wie mancher deutsche Krieger kehrte uicht zurück! Über 40000 derselben waren während des Feldzuges born Tode dahingerafft. Aber sie haben nicht umsonst geblutet! Die deutschen Truppen haben während des ganzen Krieges 600 siegreiche Treffen, Gefechte und Schlachten geliefert, 26 Festungen erobert und 400000 Feinde zu Gefangenen gemacht, nicht mitgerechnet die Pariser Besatzung und die Truppen, welche über die belgische und die schweizerische Grenze flüchteten. Mit Entsetzen erkannte Frankreich, mit Staunen die Welt, wie schier unerschöpflich die deutsche Wehrkraft sei. Trotz aller Verluste standen am Schluß des Krieges 800000 Mann auf französischem Boden, und über 200000 warteten in Deutschland nur des Besehls zum Abmarsch. Auch das deutsche Volk selber hatte erst wieder erkannt, wie stark es ist, wenn es znsammenhült, und deshalb erwachte jetzt wieder mächtig in ihm der lang gehegte Wunsch nach einer Einigung der deutschen Stämme unter einem Kaiser. Wiederaufrichtung des deutschen Kaisertums. Schon bei Beginn des Krieges hatte König Wilhelm die Überzeugung ausgesprochen, „daß aus der blutigen Saat eine von Gott gesegnete Ernte deutscher Freiheit und Einigkeit sprießen werde"; jeder neue, gemeinsam erfochtene Sieg verstärkte diese Hoffnnug. Aber die preußische Regierung mied jeden Schein einer Nötigung, es den Süddeutschen überlassend, ihre Ausnahme in den Norddeutschen Buud nachzusuchen. Der Großherzog von Baden war stets für die Einigung Deutschlands warm eingetreten; schon am 3. September beantragte er die Ausnahme seines Staates in den Norddeutschen Bund. Etwas später erklärte sich auch Hessen dazu bereit. Bayern und Württemberg forderten als Bedingung für ihren Eintritt eine größere Selbständigkeit, als den übrigen Bundesstaaten gewährt worden war, besonders in militärischer Hinsicht. Bismarck kam ihnen möglichst weit entgegen, im November traten die vier süddeutschen Staaten ein. Der so erweiterte Norddeutsche Bund erhielt zunächst den Namen „Deutscher Bund"; aber dieser hatte beim Volke einen schlechten Klang. Die Volksstimme verlangte schon längst einen Kaiser; Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen glühte für diesen Gedanken, und Bismarck hatte schon beim Eintritt Bayerns in den Norddeutschen Bund (23. November) mit den Vertretern Bayerns eine Einigung über die Wiederherstellung der Kaiserwürde erzielt. Dann bat König Ludwig vou Bayern im Einverständnis mit den übrigen deutschen Fürsten König Wilhelm, er möge die Würde eines Deutschen Kaisers annehmen. Auch der Norddeutsche Reichstag trug durch eine Abordnung dem Könige dieselbe Bitte vor; ihr Sprecher war der Präsident Simson, der einst auch Friedrich Wilhelm Iv. die Kaiserkrone angeboten hatte. Der König entschloß sich nur schwer dazu, er hätte lieber auch fernerhin nur den Titel eines Königs von Preußen geführt; aber in dem einmütigen Wunsche des deutschen Volkes sah König Wilhelm einen Ruf Gottes, dem er sich nicht entziehen dürfe. Er erklärte sich deshalb in einem Rundschreiben an die deutschen Fürsten und freien Städte zur Annahme der Würde bereit und ließ am 18. Januar, dem für Preußens Geschichte so denkwürdigen Tage, in dem
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