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1. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 53

1901 - Berlin : Weidmann
Das Mittelalter. (1100—1250.) 53 besucht. Nicht nur aus den römischen Städten Italiens und Frankreichs, auch aus alten Kolonieen der Hellenen kam in die neuen Werkstuben der deutscheu Stadtbürger Erfindung des Handwerks, der bildenden Kunst und Wissenschaft. * Doch den lebhaftesten Verkehr mit dem Morgenland vermittelte der Glaube. Die Landschaft, wo der himmlische König der Christen ■gelehrt und gelitten hatte, hieß den Abendländern das „heilige Land"; wer dorthin fuhr mit seinen Sünden in bitterer Herzensangst, der hatte sichere Hoffnung, Vergebung zu finden und ein begünstigter Mann irrt Reiche des himmlischen Königs zu werdeu. Seit der Völkerwanderung sammelten sich die Pilger alljährlich an den italienischen Küsten, nachdem sie zu Rom die Gräber der Apostel besucht hatten, und suhreu auf den Galeeren von Pisa und Genua Ttach Konstantinopel, von da zu dem Lande der Verheißung. Dort suchten sie die großen Erinnerungen, und wurden von den Christen, Juden und Muhammedanern des Landes gerade so ausgebeutet, wie noch jetzt die Wallfahrer. Sie beteten an dem Stein, aus welchem Christus gesessen, und tranken aus der Quelle, deren Wasser einst seine Lippe berührte, ihr höchstes Glück war während der Osterzeit in Jerusalem zu knieen, aus den Bergen seines Leidens und an der Stätte, wo sein Leib bestattet worden war. Hatten sie betend und büßend sich ihrer Gelübde entledigt, dann tauchten sie, der Vergebung ihrer Sünden froh, den Leib in die Wasser des Jordans und pflückten Palmenzweige aus dem Garten Abrahams bei Jericho. Diese Pilgerfahrten des Abendlandes wurden allerdings zuweilen gestört. Längst war Jerusalem in den Händen der Ungläubigen, und Raubflotten mnhammedanifcher Fürsten machten das Mittelmeer unsicher. Aber es scheint, daß die Pilgerzüge von dem Reiche der ägyptischen Kalifen im ganzen begünstigt wurden wie von den Griechen. Nur zufällig wird von den Zeitgenossen berichtet, daß ein vornehmer Geistlicher oder Laie nach dem heiligen Lande gefahren sei. Aber es ist ersichtlich, daß seit den Sachsenkaisern fast jeder, der von gesteigerter Frömmigkeit war oder der ungewöhnlichen Druck feiner Sünden fühlte, mit diesem Entschlüsse rang. Und die jährliche Zahl der Pilger muß sehr bedeutend gewesen sein, auch der Nutzen, welchen sie brachten, sehr groß. Denn auch die wildert
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