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1. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 60

1901 - Berlin : Weidmann
60 Das Mittelalter. (1100—1250.) Natur und schärferem Schwertschlag. Auch der Papst war etwas weit anderes als jener schutzlose Kirchenfürst, der sich Hülse flehend an den Frankenkönig angelehnt hatte, er stand jetzt als höchster Herr in der Christenheit, der wohl besiegt, nicht mehr aus die Dauer unterworfen werden konnte. Sachsen, Slaven und die Ungarn im untern Donaugebiet waren Christen geworden, aber ihre Politik war dem deutschen Könige deshalb nicht weniger gefährlich, weil sie mit Ritterwaffen und als erfahrene Heergenossen widerstritten. Des Kaisers Majestät und Siege vermochten auch dort nur persönlichen Ersolg zu schaffen, nicht mehr nngebündigte Völker durch Kreuz und Glockenklang an die Herrschaft zu fesseln. Anders ist deshalb das Zeitmaß der drei großen Akte, in denen die Tragödie dieses Heldenlebens verläuft. Friedrich bedurfte lange Zeit fast ausschließlich für die Kriege, in denen er sich durchsetzte; gefährlicher war der Streit für ihn selbst, nach unendlichem Ringen drohte noch eine große Niederlage alles 311 verderben; als Sieger mußte er zuletzt Versöhnung mit den Feinden suchen. Aber auch in seinem Leben folgten auf harte Kriegsarbeit xsahre verhältnismäßiger Ruhe, wo er als gewaltiger Herr des Abendlandes waltete. Und auch sein Leben wurde in dieser Zeit zu einem unermeßlichen Segen für die Kultur des deutschen Volkes; neue Bildung, neue Poesie in heimischer Sprache und neue Kunst des edelsten Handwerks sproßten fröhlich auf deutschem Boden empor. Zuletzt wieder endigte ähnlich wie der fränkische Karl auch der Hohenstaufe, indem er der weltbewegenden Idee verfiel, welche durch die Kirche feiner Zeit versündigt und ausgebeutet wurde. Der Gegner und Besieger des Papstes nahm als Greis das Kreuzeszeichen und ertrank als Kämpfer gegen die Saracenen im Morgenlande. So ist allerdings die Fügung seines Geschickes der des ersten deutschen Kaisers vergleichbar. Aber es ist nicht mehr das junge, saunt gebändigte Volkstum der Deutscheu, welches ihn trägt, unfreier und bedrängter arbeitet feine dauerhafte Kraft mit untilgbaren Gegnern; er ist nicht mehr Alleinherrscher und freier Grundherr eines ungeheuren Gebietes, der auf fruchtbarem Neuland feine eaaten wirft, er ist ein vornehmer Herr unter mächtigen Rivalen, deren Dasein wie das seine im Zwange eigentümlicher Kultur und festgeformter Interessen verläuft; was sich in ihm verkörpert, ist
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