Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 65

1901 - Berlin : Weidmann
Das Mittelalter. (1100—1250.) 65 Zweck dieses Kampfes war, den Gegner im scharfen Anritt mit dem Speer so zu treffen, daß entweder der Gegner vom Pferde geworfen wurde oder der Speer in die Rüstung des Reiters drang und von dem Stoß zersplitterte. Zu solchem Kampf wurde ein Raum abgegrenzt, wenn die Örtlichkeit das erlaubte; beide Gegner nahmen einen Anlauf, deu „Puueiß", wobei das Roß mit gesteigerter Schnelligkeit fo zu leiten war, daß es die größte Kraft im Moment des Stoßes gab. Man ritt dabei nicht „Stapfes oder Drabs" — im Schritt oder Trab, — es gehörte Kunst dazu, zu rechter Zeit aus Galopp in Carriere oder, wie man damals sagte, aus dem „Walap in die Rabbine" zu treiben. Der Anlauf war „kurz" oder „lang", der lange erforderte größere Sicherheit in Führung des Rosses und Speers, aber er war natürlich wirksamer; es ist charakteristisch, daß der lange Anlauf um 1200 für trefflicher galt, nach 1400 wegen der schweren Rüstung für unbequem. Es war Spielregel, bei diesem Reimen den „Hnrt", das Zusammenprallen der Reiter und der Rosse, zu vermeiden, und der Reiter mußte verstehen nach dem „Stich" mit einer Volte rechts abzubiegen, wenn er nicht die bösliche Absicht hatte, den Gegner zu überrennen; was am leichtesten geschah, wenn er schräge aus ihn hielt. Die „rechte Tjost" aber war, daß man in gerader Linie, Front gegen Front, auf einander stieß, in diesem Fall traf der Speer die Schildseite des anderen; war der Anlauf von beiden Seiten gleich kräftig und der Stich ohne Fehlen, fo kamen trotz der Volte die Kämpfer einander häufig so nah, daß Schild an Schild stieß und die Knie geklemmt wurden. Der Stoß wurde wirksamer, aber schwieriger, je höher er gerichtet war; den oberen Rand des Schildes treffen, wo er sich mit dem Helm berührte, oder den Helm selbst, galt für den besten Stoß; das ungepanzerte Roß zu treffen, war große Ungeschicklichkeit. Wer dem Gegner besondere Artigkeit erweisen wollte, hob beim Rennen seinen Speer aus der Auflage und schlug ihn unter den Arm. Solchem Stich ohne Auslage begegnete der andere dadurch, daß er das Gleiche *) Es braucht wohl nicht besonders darauf hingewiesen zu werden, daß Einzelheiten in der obigen Darstellung jetzt veraltet sind. Schüler finden/ geeignetes bei A. Zehme, Die Kulturverhältnisse des Mittelalters S. 171 ff. Scheel, Lesebuch. 5
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer