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1. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 70

1901 - Berlin : Weidmann
70 Das Mittelalter. (1100—1250.) wurden weite Schranken abgesteckt, Zelte und Buden errichtet, und um diese Gerüste sammelten sich wie Zugvögel Schwärme des fahrenden Volks: Spielleute, Narren, Gaukler, die rechtlosen Kinder der Landstraße mit ihren Weibern, sie, die unentbehrlichen Lustigmacher bei jedem Feste des Mittelalters. Am Morgen des großen Tages hörten die Kämpfenden zuerst die Messe, dann wurde die Anmeldung der Namen und Wappen bewirkt und die Teilung in Scharen. Diese Vorbereitung war in späterer Zeit ein ernstes Geschäft, die Wappenschau wurde zu einer Prüfung der ritterlichen Turnierrechte; wem das Turnierrecht beanstandet wurde, der kam nicht in die Teilung; um 1200 scheint eine Prüfung des Ritter-rechts nicht stattgefunden zu haben, die Prüfung der Wappen besteht aber bereits unter Rudolf von Habsburg. — Die Groier oder Krier (Turnierrufer) schrien durch die Straßen: „Wappnet euch, gute Ritter, wappnet euch, tragt stolzeu Mut und ziehet freudig aufs Feld, erweiset eure Ritterkraft und dienet schönen Frauen." Die Haufen sammelten sich und zogen unter den Bannern ihrer Führer aus, die Posaun er bliesen eine Reisenote, in froher Erwartung erhoben sich Rosse und Männer. Vor den Zugäugen der Schranken ordneten sich die Scharen, unter lauter Kriegsmusik ritten sie ein. Bevor der Tuntet) anhob, ritten die Führer zuweilen erst allein in einer Tjost gegen einander, in diesem Fall war es Courtoisie, dem Vorreitenden nur im Einzelkampf entgegenzutreten und ihn nicht zu drängen oder abzuschneiden. Das Turnier begann, indem die angreifende Schar einer Partei in starkem Anritt (Puneiß) mit Lanzenstich auf die gegenüberstehende traf, welche den Ehoc durch Gegenstoß zu parieren hatte. Taten die Angreifer ihre Pflicht, so drängten sie, nachdem ihre erste Reihe die Speere gebrochen, im Ansturm geschlossen durch die Schar der Gegner. Nach dem Durchritt aber mußten sie vor den Schranken schwenken und die Gegner umreitend ihre erste Position wiedergewinnen. Und diese Schwenkung war der gefährliche Augenblick, wo die getroffene Schar der Gegner, wenn sie durch den Ansturm nicht völlig in Unordnung gebracht war, Gelegenheit erhielt, einen Teil der Angreifer abzuschneiden und gefangen zu nehmen. Hatten die Angreifer den Umritt vollendet, so wurden sie ihrerseits von dem zweiten Haufen der Gegner angerannt, wo möglich durchbrochen, und ihnen blieb überlassen.
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