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1. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 96

1901 - Berlin : Weidmann
96 Vom Interregnum zur Reformation. konnte auch bei ihnen sein Geld wechseln, rheinische Gulden und Dukaten. In der Taverne zog der Wandrer sein Büßerkleid an, wallte demütig zur Klosterkirche am heiligen Grabe und stellte sich mit dem Ritter, welcher den Schwertschlag übernommen hatte, dem Guardian *) vor. Dieser vielersahrene Herr behandelte das Geschäft würdig; er nahm zuerst, wie Brauch war, dem Kandidaten die Beichte ab, — den Deutschen fiel auf, wie leicht die Pönitenz gemacht wurde, — dann trugen die Mönche Schlüssel, Schwert und Buch herzu, dem Pilger wurde aus dem Buche die Ordnung des Ritterstandes verkündigt und die Rittermesse vor ihm gelesen. Darauf schloß man ihm das heilige Grab auf, dort Mete er aus seinem Stabe nieder und betete — wenn er ein Deutscher war, gewiß inbrünstig mit hochklopfendem Herzen. Dann schlug der bestellte Ritter mit Erlaubnis des Guardians den Pilger, der Hutkappe und Mantel abgelegt hatte, zum Ritter, der Guardian sprach den Segen. Zuletzt kam der fromme Bruder Tresler *) mit einem Buch und erhielt sechs bis zwölf Dukaten für die Feierlichkeit. Dadurch erhielt der Geweihte die ruhmvollste Ritterwürde der Christenheit, er wurde Ritter des heiligen Grabes. Kam der neue Ritter aus der Rückfahrt nach Rhodus oder an einen deutschen Fürstenhof, so war Brauch, ihm zu seiner Ritterschaft ein Geschenk zu machen, Armbrust, Schwert oder Gewand. Wie unwesentlich aber die alte Ritterwürde für Krieg und Frieden geworden war, erkennt man daraus, daß die, welche den Ritterschlag bei einem Hoffest erhalten hatten, erklären durften, ob sie den Ritter annähmen oder nicht. Häufig wurde er nicht an- genommen, weil er zu standesmäßigem Aufwand mit Knecht und Rossen nötigte. Denn der Edelknecht oder Junker empfing Roß und alte Hofkleider von feinem Herrn und diente im Felde mit einem Pferde und einem Roßbuben. Das ziemte dem Ritter nicht mehr. Es kam deshalb vor, daß derselbe Mann mehre Mal die Würde erhielt und fallen ließ. Wilibald von Schauenburg z. B. wurde nach feiner Versicherung (etwa seit 1468) dreimal zum Ritter geschlagen. Für die erste Bilduugsschule eines adligen Kindes galt, wie in alter Zeit, der Fürstenhos. Hatte der Vater gute Verbindungen^ *) Vorsteher und Schatzmeister des Klosters.
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