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1. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 127

1901 - Berlin : Weidmann
Das Jahrhundert des deutschen Krieges. 127 Namentlich beim Beginn des Krieges war der Luxus und der Troß der Offiziere zum bösen Beispiel für das Heer ausschweifend; jeder Hauptmann wollte einen französischen Koch halten, und die teuersten Weine wurden von ihnen massenhaft verbraucht. Die militärischen Zeichen des Lagers gab beim Fußvolk der Trommelschläger, bei der Kavallerie der Trompeter; die Trommel war sehr groß, die Schläger oft halbwüchsige Buben, zuweilen die Narren der Kompagnie. — Aber beim Beginn des Krieges hatten die deutschen Heere wunderlicherweise für viele Fälle denselben einförmigen Schlag, und jeder Befehl, welchen der Feldherr dem Lager zu geben hatte, mußte noch durch einen Herold, der hinter dem Trompeter durch das Lager ritt, ausgerufen werden. Der Herold trug bei solchen Gelegenheiten über seinem Kleide einen „Levitenrock" von bunter Seide, vorn und hinten mit dem Wappen des Kriegsherrn bestickt. Dies Ausrufen, welches den Abend vorher dem ganzen Lager die Arbeit des nächsten Tages verkündete, war schnellen und geheimen Operationen sehr hinderlich; es verschlechterte auch die Disziplin; denn es sicherte den Lungerern und Räubern des Lagers die Nacht, wenn sie auf Beute hinausschlichen. War gute Zeit gewesen, eine Schlacht gewonnen, eine reiche Stadt geplündert, eine wohlhabende Landschaft in Kontribution gefetzt, dann war alles vollauf, Speisen und Getränke billig; es kam ausnahmsweise noch in den letzten Jahren des Krieges vor, daß man im bairischen Heere einmal eine Kuh um eine Pseise Tabak saufen konnte. Dann saß in den Marketenderbuden Kopf au Kopf eine gedrängte Schar singender, prahlender, schmatzender Helden, dann hatten die Handelsleute gute Zeit, der Soldat staffierte sich neu aus, — er kaufte teure Federn auf seinen Hut, Scharlachhosen mit goldenen Gallonen, dann prangte er in Zobel und Marder, Stallknechte ritten ganz in Sammet gekleidet. Die Kroaten der kaiserlichen Armee in Pommern hatten im Winter 1630—31 die Gürtel mit Gold überfüllt und ganze Platten von Gold und Silber geschlagen vor der Brust. Paul Stockmann, Pfarrer in Lützen, erzählt, daß in der kaiserlichen Armee vor der Lützener Schlacht ein Reiter sein Pferd mit etlichen Schock goldener Sterne, ein anderer mit dreihundert silbernen Monden bekleidet hatte; einige ©traöioten ritten in geraubten Priesterröcken zum Jubel ihrer Kameraden. In
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