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1. Im alten Reich - S. 132

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 132 - mals die Kanonen. Die waren noch ganz selten, und es gab wenig Äerren, die schon welche hatten. Friedrich besorgte sich eine von einem Fürsten der Nachbarschaft, das war ein ganz gewaltiges Ding. Erst wurde sie mit Schieß--Pulver geladen und eine große Steinkugel reingesteckt, dann hielt einer hinten eine brennende Lunte an ein kleines Loch, und nun ging es mit einem fürchterlichen Krachen los. Wie die Leute auf den tiefen Sandwegen der Mark Brandenburg damit angefahren kamen, sechzehn Pferde davor, und trotzdem blieb das Ding alle Augenblicke stehen, und die Kanoniere mußten schlagen und ziehen und schieben, daß sie wieder vorwärts ging, da lachten die Bauern und sagten: „Ist das aber 'ne faule Dirn," und nannten sie die faule Grete. Dazu ließ der Kurfürst noch andere Donnerbüchsen machen. Aber wo wollte er das Erz dazu Herkriegen? heutzutage würde er einfach an Krupp in Essen geschrieben haben, und der hätte ihm für einige Millionen Mark rasch ein paar Kanonen geliefert. Aber damals gab es noch keinen Krupp, und vollends in der armen Mark Brandenburg. Da kam dem Markgrafen ein kluger Gedanke: er ließ in einigen Städten die Glocken vom Turm nehmen, und aus den Glocken ließ er Kanonen gießen, und nun konnte es losgehen. Zuerst zog er vor Burg Friesack, wo Dietrich von Quitzow saß, und es dauerte keine zwei Tage, da stürzten die Mauern und Türme zusammen, und der rote Äahn, den der Quitzow so gern den Bauern auf die Scheune gesetzt hatte, krähte auf seinem eignen Dach, und mit genauer Not konnte er der Gefangenschaft entrinnen. Auf der Burg des Äerrn von Rochow kam der Burgherr ‘mit seinen Frauen und Knechten aus dem Tor und hatte den Strick um den Äals, und seine Frauen trugen weiß-leinene Bußkleider, und so flehten sie um Gnade. Die stärkste Burg aber hatte Äans von Quitzow, und die Adligen im Lande paßten ängstlich auf, ob der Markgraf wohl auch diese Burg brechen würde. Es dauerte keine paar Tage, da war auch diese Burg erobert, und diesen Quitzow nahmen sie richtig gefangen. Als das die Junker im Lande hörten, entfiel ihnen das Äerz. Einer nach dem andern kam und flehte um Gnade, und Friedrich war so großmütig und milde, daß er sie ohne schwere Strafen in seine Äuld wieder aufnahm. Da atmete das ganze Land auf, wie wenn eine schreckliche Pest gewütet hätte und wäre durch Gottes Gnade endlich erloschen. Und den edlen Äohenzoller, der als oberster General die Siege erfochten und als oberster Schutzmann die Bösewichter verhaftet und als oberster Richter sie milde bestraft hatte, den liebten seine Landeskinder recht, wie Kinder ihren Vater lieben. Zwar haben die Junker nicht so bald auf die Dauer ihren trotzigen Sinn
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