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1. Das neue Reich - S. 61

1914 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
— 61 — gaben, und von denen sie doch nun fürchteten, daß sie sie totschlagen würden. Getan haben es die Deutschen nicht, sie haben diesen Peinigern, die unser Vaterland so unglücklich gemacht hatten, Quartier gegeben und ihnen den Ofen warm gemacht. Aber alle sagten, Gott hätte sie gestraft, daß nun die Kälte aus ihren Leibern nicht wieder wegzubringen und der Lunger nicht mehr zu stillen sei. And wenn sie dann in der geheizten Stube wie Tote auf der Bank oder auf dem Fußboden lagen, dann holte der Lausvater die Nachbarn und zeigte ihnen das fürchterliche Elend, und die Iungens draußen auf der Straße hatten ein Lied, das sangen sie: „Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd, Flüchtling ohne Schuh, nirgends Rast und Ruh. So hat sie Gott geschlagen, mit Mann und Roß und Wagen." Manchmal kam auch wohl einer hereingesprungen zum Lohn und schrie: „Die Kosaken sind da!" Dann konnten sie sich plötzlich rühren und sammelten ihre elenden Glieder zusammen und sprangen und humpelten zum Lause hinaus, und die Stube und das Dorf wurde leer. Die Iungens, die sie gefoppt hatten, lachten dann hinter ihnen her. Sie hatten das Vaterland gar zu sehr gequält, und da haben die Leute ihnen wohl mal einen Streich gespielt. Wirklich getan hat ihnen keiner was. Preußen steht auf. Aber in ganz Preußen kam nun der Gedanke auf: jetzt ist es Zeit, jetzt müssen wir von Napoleon abfallen, jetzt müssen wir das Franzosenjoch abschütteln. Alle Leute sahen nach Berlin, was der König wohl tun würde. Aber der meinte noch immer, es wäre noch nicht Zeit. Vielleicht schämte er sich auch, daß er seinen Verbündeten in solcher Not überfallen sollte. Denn wenn auch Napoleon ihn auf die grausamste Weise dazu gezwungen hatte, Friedrich Wilhelm Iii. hatte doch versprochen, ihm zu helfen, und Friedrich Wilhelm Iii. war ein so ehrlicher und rechtschaffener Mann, daß er selbst seinem Feinde am liebsten Wort halten mochte. Da kam der General Bork, der die Preußen befehligte, mit denen der König dem Kaiser Napoleon hatte helfen müssen. Sie waren zum Glück nicht mit in Moskau gewesen, aber wie nun die Reste des französischen Leeres zurückkamen und die Russen hinter ihnen her, da sollte der General ^jork in Ostpreußen in der Gegend von Memel und Tilsit sich zwischen die Franzosen und Russen schieben und sollte die Franzosen auf ihrer Flucht vor den Russen beschützen. Da sagte sich der General ^ork: „Nein, das ist denn doch zu viel. Gewiß, der König hat sich ja mit Napoleon verbündet, weil er es eben mußte. Aber wer ist unser wirklicher Feind, hat uns gepeinigt bis aufs Blut, sieben
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