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1. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 21

1911 - Leipzig : Wunderlich
Ottos I. weltgeschichtliche Stellung. 21 Nach mehrjähriger Trennung sah Otto die Heimat wieder. Abermals hielt er auf seinen Pfalzen an der Elbe und Saale den Umritt, tagte abermals auf dem Kyffhäuser und ließ in den Wäldern des Harzes das Jagdhorn erschallen: aber ein neuer, in diesen Gegenden bisher unbekannter Glanz umgab ihn, er trug eine Krone, die noch nie das Haupt eines Sachsen geschmückt hatte. Wie wunderbar hatten sich doch die Dinge gestaltet! Hier an den äußersten Grenze::, zu denen die römischen Legionen vorgedrungen und wo ihr Siegesruhm untergegangen war — hier, wo die Macht des römischen Weltreichs Ziel und Schranke gefunden hatte, lagen nun die Stammsitze des neuen Augustus; hier war und blieb gleichsam der Mittelpunkt seiner Macht. Dieses sächsische Land, noch voll von ungelich-teten Wäldern, unwirtbaren Sümpfen, weiten Landstrecken, über die niemals eine Pflugschar gegangen war, dieses Land, wo man erst seit Menschengedenken Stadtmauern und Burgen zu bauen angefangen, hatte den alten Kulturländern, in denen eine tausendjährige Geschichte staatliche Ordnungen, bürgerlichen Verkehr und geistige Bildung nach allen Seiten verbreitet, den Vorrang abgewonnen und die Herrschaft entrissen. Durch einen gewaltigen Umschwung aller Verhältnisse war der Mittelpunkt der abendländischen Geschichte aus dem Süden und Westen mitten in das Herz Europas verlegt und dadurch Ländern und Völkern genähert worden, von denen die 'kultivierte Welt bis dahin die abenteuerlichsten Vorstellungen genährt hatte, die bisher von der allgemeinen Entwicklung so gut wie ausgeschlossen waren und erst jetzt bestimmter in den Gesichts- und Wirkungskreis der Kulturvölker traten. Die Herrschaft der Germanen über Rom war allerdings schon vor geraumer Zeit begründet: ein Jahrhundert lang hatte das Geschlecht Karls des Großen über die ewige Stadt geherrscht, und der römische Pontifex, der Vertreter des Römertums, seitdem dasselbe, aus der weltlichen Herrschaft verdrängt, auf geistlichem Gebiet die Spitze zu nehmen wußte, hatte sich den fränkischen Herren gebeugt. Aber die Franken waren der deutsche Stamm, der zuerst den Glauben der Römer annahm und früh mit römischer Bildung bekannt wurde; Römertum und Frankentum hatten längst sich genähert und in manchen Beziehungen ausgeglichen. Anders die Sachsen^ Noch vor wenigen Menschenaltern.hatten sie sich den Boten des römischen Bischofs mit derselben Hartnäckigkeit widersetzt wie einst den römischen Imperatoren und ihren Legaten' und waren nur durch die blutigsten Gewalttaten zu der Lehre der römischen Kirche bekehrt worden; es war nicht eben lange, daß man die Sprache Latiums in sächsischen Schulen lehrte. Nun aber saß ein Mann, der nicht ohne Stolz den letzten Vorfechter des germanischen Heidentums unter seinen Ahnen zählte, auf dem kaiserlichen Thron Roms und beherrschte als Nachfolger des Augustus den Nachfolger des heiligen Petrus; er war es.
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