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1. Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution - S. 141

1911 - Leipzig : Wunderlich
Würdigung König Friedrich Wilhelms I. 141 war die des Oberquartiers Geldern aus der oranischen Erbschaft. Hier am Niederrhein gedachte er aber kraft seiner Ansprüche auf die Erbschaft von Jülich-Berg noch weitere, viel erheblichere Gebietsstücke für Preußen zu erlangen, insbesondere die ausgedehnten Herzogtümer Jülich-Berg mit ihren Bodenschätzen und der schönen Stadt Düsseldorf, in der das pfälzische Haus nach dem Aussterben der bergischen Herzoge eine der blühendsten Kunststätten geschaffen hatte. Diese Konsolidierung des preußischen Besitzes am Rhein wurde der Gedanke der auswärtigen Politik des Königs. Seine Verwirklichung hoffte er dadurch zu erreichen, daß er sich ganz in den Dienst Habsburgs stellte, in dem holder: Wahn, daß dies Hans seine Treue belohnen würde. Am 12. Oktober 1726 schloß er deswegen mit Österreich in seinem geliebten Wusterhausen, jenem wenige Meilen südöstlich von Berlin in märkischer Waldesstille gelegenen Jagdschloß, wo eine der eigenartigsten Tafelrunden der Weltgeschichte, das Tabakskollegium, tagte, einen Vertrag ab, der im Dezember 1728 zu einem engen Bündnis zwischen beiden Mächten führte. Dieser Allianz zuliebe scheute er nicht davor zurück, es auf die schlimmsten häuslichen Zerwürfnisse ankommen zu lassen und Lieblingsgedanken seiner nächsten Angehörigen mit beispielloser Rücksichtslosigkeit entgegenzutreten. Nach langen Jahren, bei Abschluß des Bündnisses zwischen Österreich und Frankreich am 3. Oktober 1735, mußte er es schließlich erleben, daß alle seine Liebesmüh umsonst gewesen, daß er völlig hinters Licht geführt, von Österreich treulos im Stich gelassen worden war. Schon bei einer Zusammenkunft mit Kaiser Karl Vi. in Böhmen im Jahre 1732 hatte er erfahren, daß er von dessen Freundschaft nicht viel zu erwarten hatte, indem man ihm damals trocken erklärte, daß er mit einem Teile des Herzogtums Berg vorlieb nehmen und auf Düsseldorf verzichten müsse. Sein treuer Minister Heinrich von Podewils durfte darum nachher schreiben: „Die Zusammenkunft zu Prag wurde das Grab der Freundschaft mit dem Kaiser." Seit 1735 aber hatte es der allzu vertrauensselige König verbrieft und besiegelt, daß er nichts mehr wegen Jülich und Berg zu hoffen habe. Die Verträge, die er mit Österreich geschlossen, hatte Habsburg schmählich zerrissen. Sein uraltes Recht auf die niederrheinischen Besitzungen war ihm endgültig verweigert worden. Alle Hilfe, die er dem Kaiser in gefährlichen Zeiten geleistet hatte, war umsonst gewesen. In der Erkenntnis dieser Sachlage und zur Abwehr gegen Entstellungen hat Friedrich Wilhelm im Februar 1736 seinem Sekretär jene „Speziesfakti" über seine Politik seit 1725 diktiert, um sein Herz und sein Gewissen zu erleichtern und Österreichs Untreue vor seinem Nachfolger zu brandmarken. Rührend ist die Klage des um seine Hoffnungen Betrogenen zu seinem mnftigen Nachfolger: „Mein lieber Sohn, ich sage dir, daß ich meinen ^od zu Priort geholt habe" (wo er mit dem kaiserlichen Gesandten Graf Seckendorfs ein Gespräch hatte, das ihn die Sachlage zum erstenmal
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