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1. Das Altertum - S. 11

1913 - Leipzig : Wunderlich
— 11 — Jlissos wie des Jnachos Wasseradern unter dürrem Kieslager verschwunden. Neben größter Dürre ist dann wieder ein Übermaß von Wasser, das hier im Talbecken, dort zwischen Berg und Meer stockend die Lust verpestet und jedem Anbaue widerstrebt. Überall aab es Arbeit und Kampf. Und dennoch — wie frühe würde die griechische Geschichte zu Ende gegangen sein, wenn sie nur unter dem Himmel Joniens ihre Stätte gefunden hätte! Die volle Energie, welcher das Volk fähig war, ist doch erst im europäischen Hellas zu Tage getreten, auf dem so ungleich karger begabten Boden; hier ist doch der Leib stärker, der Geist freier entwickelt worden; hier ist das Land, das er sich durch Entsumpfung und Eindämmung, durch künstliche Bewässerung und mühsame Wegebahnung unter Not und Arbeit zu eigen gemacht hat, dem Menschen im vollern Sinne zum Vaterlande geworden als im jenseitigen Lande, wo er die Gaben Gottes mühelos entgegennahm. So besteht denn der besondere Vorzug des griechischen Landes in dem Maß seiner Begabung. Sein Bewohner genießt den vollen Segen des Südens; ihn erfreut und belebt der Glanz des südlichen Himmels, die heitere Lust des Tages, die warme, erquickende Nacht. Den nötigen Unterhalt gewinnt er leicht von Land und Meer; Natur und Klima erziehen ihn zur Mäßigkeit. Er bewohnt ein Bergland, aber seine Berge sind keine rauhen Hochlande, sondern urbar und triftenreich und Hüter der Freiheit; er bewohnt ein mit allen Vorzügen südlicher Gestade gesegnetes Jnselland, das doch zugleich die Vorteile eines großen, ununterbrochenen Länderzusammenhanges genießt. Starres und Flüssiges, Berg und Niederung, Dürre und Feuchtigkeit, thrakische Schneestürme und tropische Sonnenglut — alle Gegensätze, alle Formen des Naturlebens kommen zusammen, um auf die verschiedenste Art den Menschengeist zu wecken und anzuregen. Wie aber diese Gegensätze sich alle in eine höhere Harmonie auflösen, welche das ganze Küsten- und Jnselland des Archipelagos umfaßt, so wurde auch der Mensch darauf hingewiesen, zwischen den Gegensätzen, die das bewußte Leben bewegen, zwischen Genuß und Arbeit, zwischen Sinnlichkeit und Geistigkeit, zwischen Denken und Fühlen das Maß der Harmonie herzustellen. Was ein Ackerboden zu leisten vermag, zeigt sich erst dann, wenn die für ihn geschaffenen Pflanzen ihre Wurzelfasern eintreiben und auf dem glücklich gefundenen Standorte in voller Gunst, in Licht und Luft die ganze Fülle ihrer Lebenskräfte zur Entfaltung bringen. Bei dem Pflanzenleben weiß der Naturforscher nachzuweisen, wie dem bestimmten Organismus die besonderen Erdteile des Bodens ersprießlich sind; bei dem Völkerleben ruht ein tieferes Geheimnis auf dem Zusammenhange zwischen Landschaft und Geschichte. Die Hellenen waren ein von Natur unverkennbar gezeichnetes, durch gleiche Anlagen des Geistes und Körpers zur Einheit verbundenes
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