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1. Das Altertum - S. 62

1913 - Leipzig : Wunderlich
machten — versuchten, da sie nicht hosfen konnten, das Gesetz in den Komitien zu Falle zu bringen, ein geschicktes Gegenmittel: sie veranlaßten einen Amtsgenossen des Tiberius, sein Veto einzulegen, und bekämpften so den volkstümlichen Gesetzgeber mit der unverletzlichen Autorität der Tribunen, die das Volk stets gewissenhaft geachtet hatte. Aber die zunehmende Neigung zur Gewalttätigkeit, die durch die Anwendung jenes Mittels auf eine zu harte Probe gestellt wurde, nahm zum ersten Male die tribnnizische Unverletzlichkeit zum Ziel. Die Geister erhitzten sich; der ungestüme Tiberius, der vergebens seinen hartnäckigen Amtsgenossen zum Zurückziehen seines Vetos zu veranlassen gesucht hatte, ließ ihn durch Volksbeschluß absetzen. Das war ein neues und revolutionäres Vorgehen. Das erzürnte Volk sprach die Absetzung aus, und das Gesetz wurde angenommen. Die Leidenschaften entflammten sich noch mehr; die Oligarchie der reichen Inhaber der Staatsländereien erhob gegen Tiberius Anklage wegen Angriffs auf die geheiligte Person eines Tribunen, und Tiberius, den der Widerstand der Reichen reizte, scheute sich nicht, die Aufregung des Volkes mit den radikalsten demokratischen Theorien zu schüren, und führte in großen Reden aus, der Wille des Volkes sei das höchste Gesetz im Staate. Als dann bekannt wurde, daß Attalus von Pergamus gestorben sei und das römische Volt zum Erben seines Reiches eingesetzt habe, setzte er beim Volke durch, daß der pergamenische Schatz zur Anschaffung des nötigen Inventars für die neuen Kolonisten dienen sollte, die zu arm wären, es selbst zu kaufen. Auch schlug er vor, die Verwaltung der neuen Provinz dem Volke und nicht dem Senate zu übertragen. Diesmal klagten ihn feine Widersacher an, er wolle sich in Rom zum Tyrannen auswerfen, und verbargen so geschickt ihre Abneigung gegen das agrarische Gesetz hinter politischer Opposition. Darauf strebte Tiberius nach einer Wiederwahl zum Volkstribunen, um so gegen eine Anklage wegen Hochverrats geschützt zu sein. Dem Anschein nach hatte er zu diesem Zwecke noch weitere volkstümliche Gesetze angekündigt; aber der Haß loderte immer mehr empor, und bei der Wahl stellten sich beide Parteien, erfüllt von gegenseitigem Mißtrauen und schwer verhaltener Neigung zu Gewalttätigkeiten, ein. Ein Tumult, der sich, meint man, während der Komitien erhob, brachte die Mine zur Explosion. Eine Anzahl von Senatoren, die vergebens vom Konsul die Erklärung des Belagerungszustandes verlangt hatten, stürzten sich mit den Waffen in der Hand mitten unter die Menge und töteten Tiberius und viele von seinen Freunden. Diese gesetzwidrige Gewalttat zerstreute die zahlreiche Partei des Tiberius, erschreckte die einsichtigen Konservativen, die Reformfreunde waren, aber an der demokratischen Agitation des Tiberius Anstoß genommen hatten, und bändigte den Stolz des Volkes. Aber starr vor Schrecken mußte Rom mit ansehen, wie nach so vielen Jahrhunderten der Ordnung und Gesetzmäßigkeit diese Gewalttat der ersten Partei der Stadt, die
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