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1. Das Altertum - S. 78

1913 - Leipzig : Wunderlich
— 78 — küche lebte. Auch das Kapitol verband er mit dem Palatin durch einen Bau, um die Göttersitze zu vereinigen. Oft hielt er mit dem Bilde des Jupiter geheime Zwiesprache und kündigte ihm in drohendem Tone an, daß seine Herrschaft zu Ende sei. Nur wenn es blitzte und donnerte, wurde ihm vor seinem Nebenbuhler bange. Denn dieser aus dem eigensten Wahnsinn geborene Gott war seiner Würde keineswegs sicher und wurde von dem kläglichsten Neide geplagt gegen alles, was an den Ruhm und die Großtaten der Vergangenheit erinnerte. So ließ er die Standbilder der römischen Feldherrn und Staatsmänner aus dem Forum Augustum umstürzen und ihre Ehreninschriften vernichten. Er verbot den Manlii Torquati, die Torques, das Ehrenabzeichen ihres Geschlechtes, das an die Siege über die Gallier erinnerte, zu tragen, und entzog den Nachkommen des Pompejus den Ehrennamen Magnus. Vergil und Livius, die gefeiertsten Schriftsteller seines Volkes, haßte er so sehr, daß er ihre Werke aus den öffentlichen Bibliotheken zu entfernen befahl, mit der Begründung, dem Dichter fehle es an Gelehrsamkeit und Talent und das Geschichtswerk sei seichtes Geschwätz. Den Homer wollte er ganz vernichten. Denn er sagte, warum solle ihm nicht gestattet sein, was doch Platon erlaubt war, der Homer aus seinem Staate verbannt wissen wollte. Doch tat er sich auf seine Gelehrsamkeit und Kenntnis der Literatur weniger zugute als auf seine Beredsamkeit. Wenn er im Senate sprach, forderte er durch ein Edikt auch die Ritter auf zu erscheinen, um den kaiserlichen Worten zu lauschen. In den Gerichtsverhandlungen des Senates trat er bald als Verteidiger, bald als Ankläger der Beschuldigten auf, je nachdem ihn bei der Ausarbeitung der Rede die Laune geleitet hatte. Doch hatte er die Gabe der Rede und haßte deshalb alle auf das bitterste, die er sich überlegen glaubte ... Der berühmte Domitius Äser... dankte seine Rettung nur seiner Geistesgegenwart. Als der Kaiser von seinem hohen Sitze im Senate gegen ihn losdonnerte, brach er unter den Blitzen solcher Beredsamkeit sprachlos zusammen, wie unfähig, sich vom Boden zu erheben, geschweige ein Wort zu erwidern. Der Kaiser war hoch erfreut und entließ ihn ungekränkt. Seneca, dessen Redekunst der Kaiser, nicht ohne Witz, Mörtel ohne Kalk nannte, wurde allgemein bewundert. Er verdankte seine Rettung nur einer Weibsperson, die Ealigula versicherte, Seneca habe die Schwindsucht und mache es nicht mehr lange. So war in seiner Nähe das Leben aller gefährdet, die seinen Wahnsinn nicht abzulenken wußten. Vitellius, der sich unter Tiberius als Statthalter Syriens so trefflich bewährt hatte, wußte, daß ihm bei feiuer Rückkehr der Tod drohe. Da verhüllte er, als er Ealigula gegenübertrat, fein Haupt, als seien für sein irdisches Auge die Strahlen der Göttlichkeit zu mächtig, wandte sich um, fiel dann dem Kaiser zu Füßen und bekannte mit Tränen, daß er fortan nur zu ihm beten werde. Er stieg hoch in der Gunst des Kaisers, der ihn einmal bei vertrautem Zusammensein befragte, ob er auch sähe, daß
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