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1. Zur deutschen Geschichte - S. 193

1887 - Breslau : Hirt
— 193 — König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen an sein Volk bei der Huldigung in Königsberg. Und Ich gelobe hier vor Gottes Angesicht, und vor diesen lieben Zeugen allen, daß Ich ein gerechter Richter, ein treuer, sorgfältiger, barmherziger Fürst, ein christlicher König sein will, wie Mein unvergeßlicher Vater es war! Gesegnet sei sein Andenken! Ich will Recht und Gerechtigkeit mit Nachdruck üben, ohne Ansehn der Person; Ich will das Beste, das Gedeihen, die Ehre aller Stände mit gleicher Liebe umfassen und fördern — und ich bitte Gott um den Fürstensegen, der dem Gesegneten die Herzen der Menschen zueignet und aus ihm einen Mann nach dem göttlichen Willen macht — ein Wohlgefallen der Guten, ein Schrecken der Frevler! Gott segne unser teures Vaterland! Sein Zustand ist von Alters her oft beneidet, oft vergebens erstrebt! Bei uns ist Einheit an Haupt und Gliedern, an Fürst und Volk, im Großen und Ganzen herrliche Einheit des Strebens aller Stände, aller Volksstämme, aller Bekenntnisse, nach einem schönen Ziele, — nach dem allgemeinen Wohle in heiliger Treue und wahrer Ehre. Aus diesem Geiste entspringt unsere Wahrhaftigkeit, die ohne Gleichen ist. — So wolle Gott unser preußisches Vaterland sich selbst, Deutschland und der Welt erhalten. Mannichfach und doch Eins! Wie das edle Erz, das aus vielen Metallen zusammengeschmolzen, nur ein einziges edelstes ist, — keinem andern Roste unterworfen, als allein dem verschönernden der Jahrhunderte. König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen an sein Volk bei der Huldigung in Berlin. Im feierlichsten Augenblicke der Erbhuldigung Meiner deutschen Lande, der edelsten Stämme des edelsten Volkes, und eingedenk der unvergeßlichen Stunde zu Königsberg, die sich jetzt wiederholt, rufe Ich zu Gott, dem Herrn, Er wolle mit seinem allmächtigen Amen die Gelübde bekräftigen, die eben erschollen sind, die jetzt erschallen werden, die Gelübde, die Ich zu Königsberg gesprochen, die Ich hier bestätige. — Ich gelobe, Mein Regiment in der Furcht Gottes und in der Liebe der Menschen zu führen mit offenen Augen, wenn es die Bedürfnisse Meiner Völker und Meiner Zeit gilt. Ich will, so weit Meine Macht und Mein Wille reichen, Frieden halten zu Meiner Zeit — wahrhaftig und mit allen Kräften das edle Streben der hohen Mächte unterstützen, die feit einem Vierteljahrhundert die treuen Wächter über den Frieden Europas sind. Ich will vor Allem dahin trachten, dem Vaterlande die Stelle zu sichern, auf welche es die göttliche Vorsehung durch eine Geschichte ohne Beispiel erhoben hat, auf welcher Preußen zum Schilde geworden ist für die Sicherheit und die Rechte Deutschlands. In allen Stücken will Ich so regieren, daß man in Mir den echten Sohn des unvergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen soll, deren Andenken von Geschlecht zu Geschlecht in Segen bleiben wird. Aber die Wege der Könige sind thränenreich und thränenwert, wenn Herz und Geist ihrer Völker ihnen nicht hülsreich zur Hand gehen. Darum, in der Begeisterung Meiner Liebe zu Meinem herrlichen Vaterlande, zu Meinem in Waffen, Freiheit und in Gehorsam geborenen Volke, richte Ich an Sie, Meine Herren! in dieser ernsten Stunde eine ernste Frage! Können Sie, wie ich hoffe, so antworten Sie Mir, im eignen Rauten, im Namen derer, die Sie entsendet haben. Ritter! Bürger! Landleute! und von den hier unzählig Gefchaarten Alle, die Meine Stimme vernehmen können — Ich frage Sie: „Wollen Sie mit Herz und Geist, mit Wort und That und ganzem Streben, in der heiligen Treue der Deutschen, in der heiligeren Liebe der Christen Mir helfen und beistehen, Preußen zu erhalten, wie es ist, wie Ich es so eben, der Wahrheit entsprechend, bezeichnete, wie es bleiben muß, wie es nicht untergehen soll? Wollen Sie Mir helfen und beistehen, die Eigenschaften immer herrlicher zu entfalten, durch welche Preußen mit feinen nur vierzehn Millionen den Großmächten der Erde zugesellt ist? — nämlich: Ehre, Treue, Streben nach Licht, Recht und Wahrheit, Vorwärtsschreiten in Altersweisheit zugleich und heldenmütiger Jugendkraft? Wollen Sie in diesem Streben Mich nicht lassen noch versäumen, sondern treu mit Mir ausharren durch gute wie durch böse Tage? O! dann antworten Sie Mir mit dem klaren, schönsten Laute der Muttersprache, antworten Sie Mir ein ehrenfestes Ja! - Die Feier des Tages ist wichtig für den Staat und die Welt — Ihr Ja aber war für Mich — das ist Mein eigen — das laß Ich nicht — das verbinbet uns unaufhörlich in gegenseitiger Liebe und Treue — das giebt Mut, Kraft, Getrostheit, das werde Ich in Meiner Sterbestunde nicht vergessen! — Ich will meine Gelübde, wie Ich sie hier und zu Königsberg ausgesprochen habe, halten, so Gott Mir hilft. Zum Zeugnis hebe Ich Meine Rechte zum Himmel empor! Vollenden Sie nun die hohe Feier! — — Und der befruchtende Segen Gottes ruhe auf dieser Stunde. Kriebitz sch, Sprüche und Gedichte. I. Teil. 13
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