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1. Von der germanischen Urzeit bis zum Ausgange der Regierung Friedrichs des Großen - S. 8

1912 - Leipzig : Wunderlich
8 Mittelalter. gewannen die Kräftigsten unter den Römern einen Vorsprung, um zu entkommen. Nichts Blutigeres gab es je als das Schlachten dort in den Sümpfen und Wäldern Germaniens. Vorzugsweise hatten es die Feinde auf die Sachwalter abgesehen. Einigen stachen sie die Augen aus, anderen schnitten sie die Hände ab; einem nähten sie den Mund zu, nachdem sie ihm die Zunge ausgerissen hatten. Diese nahm einer der Barbaren in die Hand und sprach: „Nun höre endlich auf zu zischen, Schlange!" Als Augustus von dieser großen Mederlage Kunde erhielt, war er so niedergeschlagen, daß er mehrere Monate hindurch Haar und Bart wachsen ließ. Bisweilen stieß er den Kopf gegen die Tür und rief dabei aus: „Varus, gib mir die Legionen wieder!" Den Tag der Niederlage beging er alljährlich als einen Tag tiefer Trauer. Cornelius Tantus, Annalen. [Auf feinem 2. Zuge*)] kam Germanikus bis in die Nähe des Teutoburger Waldes, wo, wie das Gerücht lautete, die Überreste des Varus und seiner Legionen unbestattet liegen sollten. Daher wurde Germanikus von dem Verlangen ergriffen, den Soldaten und dem Feldherrn die letzte Ehre zu erweisen. Auch das ganze Heer, das zugegen war, wurde vom Mitleide bewegt. Man dachte an die gefallenen Verwandten und Freunde, endlich auch an die Wechselfälle des Krieges und das unsichere Menschenlos. Cäcinna wurde vorausgesandt, um das Dunkel des Waldgebirges zu durchforschen und Brücken und Dämme dort herzustellen, wo es Gewässer und Moorboden erforderten. Dann rückten die Truppen hinter ihm her und betraten jene Stätten der Trauer, die dem Auge wie der Erinnerung gleich schrecklich waren. Das erste Lager des Varus mit weitem Umfange und wohl abgesteckten Quartieren zeigte, daß noch drei Legionen daran gearbeitet hatten. Sodann erkannte man an einem halb eingestürzten Walle und geringen Graben, daß hier die schon geschwächten Reste Halt machten. Inmitten des Blachseldes lagen bleichende Gebeine, hier gehäuft, dort zerstreut, je nachdem sie geflohen oder Widerstand geleistet hatten. Daneben fanden sich zerbrochene Geschosse und Knochen von Pferden. Zugleich erblickte man an den Bäumen Menschenschädel hängend. In den benachbarten Wäldern stieß man auf barbarische Altäre, an denen die Tribunen und die Centurionen höheren Ranges hingeschlachtet worden waren. Soldaten, die das Blutbad überlebt hatten und dem Kampfe oder der Gefangenschaft entflohen waren, gaben Bericht von den einzelnen Hergängen, wo die Legaten gefallen seien und wo man den Legionen die Adler entrissen habe. Sie zeigten die Stelle, wo Varus seine erste Wunde empfangen, wo er durch den Stoß feiner unseligen Hand den *) Im Jahre 15. n. Chr.
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