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1. Von der germanischen Urzeit bis zum Ausgange der Regierung Friedrichs des Großen - S. 141

1912 - Leipzig : Wunderlich
Die Zeit der Reformation und der Religionskriege. 141 auch die Saat in Zeiten verhindert worden war, galt endlich der märkische Scheffel Roggen zu Stendal und anderen Orten 21/» Reichstaler. Viele Leute aßen die wilden Feldrüben und andere Wurzeln aus der Erde, machten Eckern, Kohlstauden und Kleien zusammen und aßen das für Brot. O, wie waren da der Armen so viel! Etliche vom Lande hereingeflüchtete Leute, Junker, Prediger und Bauern, nachdem sie ihre Kleider und übrigen Kleinode für Brot hingegeben, starben verschmachtet und verhungert oder an der Pest dahin. Auch Soldaten, die im Quartier lagen, starben vor Hunger, und etliche aßen das Aas von Pferden u. dgl. Hierüber liefen noch vollends aus dem Lande hinweg, welche von der Pest übrigzgeblieben waren. Und kam es so weit, daß auf zwei, drei, vier Meilen kaum ein Landprediger zu bekommen war, bis acht oder zwölf Dörfer wieder einen nahmen. O, wie manches Kind ist zu der Zeit in den Wäldern von fremden Predigern getauft worden, etliche wohl auch ohne Taufe gestorben. Etliche Dörfer und Kirchen wurden so gar in diesem Kriege verwüstet, daß fast nicht zu sehen, ob in hundert Jahren Leute daselbst gewönnet. Ajo liefen die Leute voneinander, und blieb kaum der zehnte Teil Menschen übrig, nachdem sie sich hernach wieder einfanden. Ter Superintendent Backmeister zu Güstrow entwirft von den Leiden seiner Heimat folgendes Bild: Wie viele heiße Klagen vernimmt man nicht über ryrannische Bedrückung, über unaufhörlichen Raub, über maßlose Erpressungen, über den Mord von Edlen und Unedlen, über Niederbrennen von Höfen und Dörfern, über Wegtreibung des Viehes, über Abschneiden von Nasen und Ohren und andere schändliche Verbrechen! Man schaudert, zu berichten von dem, was an Kirchen und Geistlichen, ja selbst an den Gebeinen der Entschlafenen ist verübt worden. Denn in diesem Kriege, wo das Soldatengesindel jede Furcht Gottes von sich abgeworfen hat, richtet sich der räuberische Angriff in der Regel zuerst auf die Kirchen. Gewaltsam werden dieselben erbrochen, trotz Flehens der Prediger ausgeplündert und in Pferdeställe verwandelt; die Kanzeln werden umgestürzt, die Kirchenstühle zerschlagen, die Fußböden, um nach verborgenen Schätzen zu suchen, aufgebrochen, die kirchlichen Gewänder und heiligen Gefäße geraubt, die heiligen Bücher auf dem Altare zerrissen und besudelt. Der Gottesdienst wird auf viele Wochen gehindert, oder die Versammelten werden mit gezückten Schwertern verwundet und auseinander getrieben. Die Geistlichen, welche sich in Wäldern versteckt hatten, werden mit Hunden ausgespürt und mit dem Schwedentrnnke und anderen Martern gepeinigt. Auf den meisten Dörfern hörte der Gottesdienst wochen-oder monatelang auf, und es blieben dort so wenige Leute zurück, daß man selbst die Gestorbenen nicht mehr zur Erde bestatten konnte. Der Rat der Stadt Sternberg in Mecklenburg schrieb am 16. Januar 1639 an den Herzog Adolf Friedrich:
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