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1. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 17

1912 - Leipzig : Wunderlich
Frankreich im Kriege mit Europa bis 1812. 17 worden ist, zurückzuweichen. Bennigsen hat die Schlacht bei Friedland am 14. verloren, Lestocq hat sich auf Labiau zurückgezogen. Die Königin war in Verzweiflung, der König ganz gebrochen, Hardenberg allein ruhig, aber auch sehr gebeugt. 26. Juni. Heute war ein sehr trauriger Tag für die arme Königin, aber auch für mich und alle, die ihr Vaterland lieben. Es hat eine Zusammenkunft der drei Monarchen stattgefunden. Der Ort, wo sie sich trafen, ist ein kleines Haus auf der Brücke vor Tilsit. Die arme Königin weinte lange. 28. Juni. Heute kam ein Brief des Königs an die Königin über die Zusammenkunft am 26. Dieser elende Napoleon hat den König mit gesuchter Gleichgültigkeit und Kälte behandelt, und er schreibt sehr aufgeregt und entrüstet. Es waren zwei kleine Häuschen auf der Brücke über die Memel errichtet; in dem einen waren die beiden Kaiser, in dem andern der König. Welche Insolenz gegen ihn! Auch aßen die beiden Kaiser dann zusammen in Tilsit, unser König mußte allein in einem Dorfe (Piktupönen), eine Meile von der Stadt, bleiben. Welch entsetzliche Friedensbedingungen werden wir bekommen nach einem Vorspiel von so ausgesuchter Feindseligkeit und solchem Übermut!... 3. Juli. Wir erhielten den Befehl des Königs, nach Tilsit zu kommen, und das bereits morgen. Alle in wahrer Verzweiflung! 4. Juli. Um 8 Uhr früh abgereist, das Herz voll Kummer. — Mit den Relais erhielt die Königin einen Brief des Königs, der ihr sagte, daß er Hardenberg entlassen müsse, weil Napoleon es unbedingt verlange. Wie schändlich und schmachvoll ist das allein schon! Endlich kamen wir in dem Dorfe Piktupönen an; Hardenberg kam gleich herbei, aber er ist ganz trostlos. Der Kaiser Alexander benimmt sich mehr als schwach, es ist ein Schmerz, es zu sagen. 5. Juli. Kalkreuth hatte geschrieben, daß, wenn die Königin nach Tilsit käme, Napoleon ihr dort seinen Besuch machen werde und daß sie zum Diner bei ihm eingeladen sei, das gegen 9 Uhr abends stattfände. 6. Juli. Um 4 Uhr fuhren wir fort mit einer Eskorte der Garde du Corps über die fliegenden Brücken, waren um 5 Uhr in Tilsit und stiegen in dem Quartier des Königs ab. Eine Viertelstunde später kam Napoleon. Ich empfing ihn mit der Gräfin Tauentzien am Fuße der Treppe. Er ist auffallend häßlich, ein dickes, aufgedunsenes, braunes Gesicht; dabei ist er korpulent, klein und ganz ohne Figur; seine großen, runden Augen rollen unheimlich umher; der Ausdruck seiner Züge ist Härte; er sieht ans wie die Inkarnation (Verkörperung) des Erfolges. Nur der Mund ist schön geschnitten, und auch die Zähne sind schön. Er war äußerst höflich, sprach sehr lange Zeit allein mit der Königin, und dann fuhr er fort. Gegen 8 Uhr begaben wir uns zu ihm, da er aus Rücksicht für die Königin sein Diner früher bestellt hatte. Während Schmieder, Quellen zur Geschichte. Ii. o
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