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1. Das Altertum - S. 20

1913 - Leipzig : Wunderlich
20 Zur Geschichte der Perser. gerade so wie an dem anderen. Daher, Krösos, ist der Mensch eitel Zufall. Du bist, wie ich sehe, gewaltig reich und Herr über viele Völker; das aber, wonach du mich fragst, kann ich dir nicht nennen, bevor ich nicht erfahren, daß du dein Leben glücklich geendet. Denn mit Nichten ist der Reiche glückseliger als der, welcher nur sein täglich Brot hat, wenn er nicht das Glück hat, seinen Reichtum zu genießen bis an sein Ende. Viele, die da gewaltig reich sind, leben nicht glücklich; aber vielen, die nur ihre Notdurft besitzen, geht es wohl. Und der überreiche, aber unglückliche Mann hat nur in zwei Dingen Vorzüge vor dem, welchem es wohl geht, dieser aber in vielen Dingen vor dem unglücklichen Reichen. Dieser nämlich kann eher haben, was sein Herz begehrt, und eher ertragen, wenn ein harter Schlag ihn trifft; jener aber hat das vor ihm voraus, obwohl er seine Gelüste nicht also stillen und einen Schlag nicht so leicht ertragen kann, daß sein Wohlergehen ihn davor bewahrt; er ist gesund an seinen Gliedern, weiß von Krankheit und Leiden nichts, hat Freude an seinen Kindern und ist wohlgebildet. Kommt hierzu nun, daß er sein Leben gut beschließt, so kann er glückselig heißen in dem Sinne, wie du meinst. Vor seinem Ende aber muß man sich wohl hüten, zu sagen, er sei glückselig, sondern man kann nur behaupten, daß es ihm wohl gehe . . . Wer das meiste bis an sein Ende hat und dann freudigen Mutes sein Leben beschließt, der, o König, verdient nach meiner Ansicht den Namen eines Glückseligen. Bei jeglichem Dinge muß mau auf das Ende sehen, wie es hinausgeht; denn vielen hat Gott das Glück vor Augen gehalten und sie dann gänzlich zugrunde gerichtet." Also sprach er zu Krösos, und weil er ihm gar nicht zu Willen redete, noch sich an ihn kehrte, ward er entlassen, und Krösos hielt ihn für sehr töricht, weil er die Güter der Gegenwart nicht achtete, sondern sagte, man müsse das Ende eines jeden Dinges abwarten. b) Kyros und Krösos. (Herodot I, 86.) Da Krösos sich durch die wachsende Macht des Kyros bedroht sah, wollte er dem persischen Angriffe zuvorkommen. Er fragte das Orakel in Delphi um Rat; dieses antwortete: „Wenn Krösos über den Halys geht, wird er ein großes Reich zerstören." In der Hoffnung auf Sieg begann er den Krieg, erlitt aber eine vollständige Niederlage. Die Perser aber eroberten Sardes und nahmen Krösos lebendig gefangen, nachdem er vierzehn Jahre König gewesen und vierzehn Tage belagert worden war, und er hatte sein großes Reich zerstört, wie ihm der Götterspruch geweissagt. Und die Perser griffen ihn und führten ihn vor Kyros. Dieser ließ einen Scheiterhaufen errichten und Krösos darauf in Ketten setzen und vierzehn Knaben der Lyder mit ihm. Er hatte dabei im Sinne, entweder einem Gotte sie zum Erstlingsopfer zu
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