Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 18

1873 - Elberfeld : Bädeker
1 — 18 — Nichts desto weniger war er verhaßt, weil er mit Härte und Grausamkeit regierte, und mancher Bürger verließ darum sein Vaterland und wanderte in die Fremde, wie der berühmte Philosoph Pythagoras. Einige der Vertriebenen wandten sich an die Spartaner, die -Samos vergeblich belagerten. Um seine Macht zu befestigen, hatte er ein Bündniß mit den Königen von Persien und Aegypten geschlossen. Im letzteren Lande regierte damals Amasis. Diesem, der ein verständiger Mann war, gefiel das übermäßige Glück des Polykrates nicht, und er schrieb daher folgenden Brief an ihn: „Amasis spricht zum Polykrates so: Es ist mir zwar angenehm,, zu erfahren, daß es meinem lieben Gastsrennde gut geht; mir gefällt aber bein großes Glück nicht, da ich weiß, wie neidisch die Gottheit ist, und ich will lieber, daß sowohl ich, als auch die, um die ich besorgt bin, bald Glück, bald Unglück haben, und eher das Leben unter Wechfelfallen hinbringen, als daß mir Alles gelingt. Denn noch nie habe ich von einem Menschen gehört, der, wenn er in Allem Glück hatte, zuletzt nicht böse endigte. Du nun folge mir und wende gegen deine Glücksfälle dieses Mittel an. Suche unter deinen Schätzen dasjenige ans, über dessen Verlust du dich wohl am meisten betrüben möchtest, und das wirf fort, so daß es niemals mehr unter die Augen der Menschen kommt. Und dieses Mittel wende jedesmal an, so oft zu großes Glück dich trifft.* Als Polykrates dieses gelesen hatte, ging er in sich und folgte dem Amasis. Er hatte aber einen kostbaren Siegelring von Golb, in welchem ein Smaragb gefaßt war mit einem eingefchnittenen Bilbe, ein Werk des Theoborus von Samos. Diesen gebachte er fortzuwerfen, bemannte einen Fünfzigruderer, stieg hinein, fuhr auf's Meer, und als er weit von der Insel entfernt war, warf er ihn hinein. Am fünften oder sechsten Tage nachher fing ein Fischer einen großen Fisch und hielt ihn für würdig, daß er dem Polykrates zum Geschenk dargebracht würde. Er ging daher in den Palast und bot ihn dem Tyrannen an, und der freute sich und lud den Fischer zur Tasel ein. Als aber die Diener den Fisch aufschnitten, fanden sie in dessen Magen den Ring und brachten ihn erfreut zum Herrscher. Dieser schrieb Alles dem Amasis; als der aber den Brief gelesen hatte, erkannte er, daß es unmöglich fei, einen Menschen aus dem fommenben Verberben zu retten, und daß Polykrates nicht glücklich *
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer