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1. Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum - S. 33

1873 - Elberfeld : Bädeker
— 33 — abgehärtet, so daß er Kälte, Hitze, Hunger und Durst ohne Beschwerde ertrug. Er wollte aber das, was er durch Erforschen und Nachdenken, wie durch Erfahrung und Uebung gewonnen hatte, nicht für sich allein behalten, sondern er fand seine Freude daran, geistvolle und schöne Jünglinge an sich zu fesseln und ihnen den Weg zu einem guten und glücklichen Leben auf Erden zu zeigen. Er suchte gerade schöne Jünglinge an sich zu ziehen, weil nach seiner Meinung in einem schönen Körper auch eine schöne Seele wohne. Da er beständig bemüht war, Andere auf ihre Fehler und das Verkehrte in ihrer Handlungsweise aufmerksam zu machen, so konnte es nicht fehlen, daß er sich den Haß manches Mitbürgers zuzog. ‘ Auch wollte es das Unglück, daß gerade einige seiner hervorragendsten Schüler, wie Alcibiades und Kritias, das Haupt der dreißig r Tyrannen, mannigfaches Unglück über den Staat gebracht hatten. Kurz nachdem die Tyrannen gestürzt waren, traten seine Feinde mit der Anklage auf, er verderbe die Jugend und verwerfe die Götter, an die der Staat glaube, führe dagegen neue Götter ein. Letztere Anklage hatte insofern einen Grund, als Sokrates allerdings das Dasein nur eines höchsten und vollkommenen Wesens annahm, welches die Welt regiere und die Schicksale der Menschen lenke; dennoch ^achtete er bte äußeren Formen der Staatsreligion und machte die Gebräuche derselben mit. ' Die Gegner des Sokrates konnten um so eher hoffen, mit ihrer Anklage durchzudringen, als im Volke noch die Erinnerung an die Schreckensherrschaft der Dreißig und des Kritias lebendig war. Sokrates, bamals ein Mann von stebenzig Jahren, verschmähte es, durch künstliche Mittel das Mitleib der Richter rege zu machen und so seine Freisprechung zu erwirken. In einfacher Rebe entwickelte er ein Bilb seines vergangenen Lebens und bcffen, was er erstrebt habe; babei sagte er ihnen manche Wahrheit, und als er am Schluß gar die kühne Aeußerung that, er verbiene als Lohn für feine Wirksamkeit im Prytaneum (Stabthause) auf öffentliche Kosten gespeist zu werben, eine Ehre, die zu Athen tmr verbienten Staatsmännern wiberfuhr, so erbitterte er die Richter in dem Grabe, daß sie ihn zum Tode vertheilten. Zufällig war am Tage vorher das heilige Schiff nach Delos abgegangen, um dem Apollo ein Opfer zu bringen; bis zu seiner Rückkehr bürste kein Tobesurtheil vollstreckt werben. So lebte Sokrates noch breißig 3
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