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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 53

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 53 — die größte Verwirrung in allen Verhältnissen; statt des Gesetzes galt die Gewalt des Stärkeren, das Faustrecht; Jeder that, was er wollte, und Straßenraub war an der Tagesordnung. Da ermahnte der Papst Gregor X. die deutschen Fürsten dringend, sich zu einigen und ihre Stimmen bei der Wahl nicht zu zersplittern. Sie kamen zusammen und auf den Vorschlag des Erzbischofs von Mainz, den der Burggraf von Nürnberg unterstützte, fiel die einhellige Wahl auf den Grafen Rndolph von Habsbnrg in der Schweiz. Derselbe hatte in der Schweiz einige Besitzthümer, die indeß nicht so groß waren, daß er durch seine Hausmacht den Fürsten hätte gefährlich werden können. Er war aber durch seine Tapferkeit, die er in mehreren Fehden bewiesen hatte, durch seine Frömmigkeit und Redlichkeit weithin berühmt. Aus Schillers Gedicht „Der Graf von Habsburg" ist bekannt, daß er einst einem Priester, der einem Sterbenden das Abendmahl bringen wollte und durch einen angeschwollenen Bach auf seinem Wege gehemmt wurde, sein Pferd gab, um hinüberznkommeu. Derselbe Priester soll später Kapellan beim Erzbischof von Mainz geworden sein und namentlich dessen Aufmerksamkeit auf Rudolph hingelenkt haben. Doch kannte der Erzbischof den Grafen Rudolph persönlich; derselbe hatte ihm früher auf einer Reise nach Rom von Straßburg aus bis zu den Alpen freies Geleit gegeben, und die dankbare Erinnerung davon mag für den Erzbischof bei der Wahl maßgebend gewesen sein. Rudolph belagerte gerade Basel, wo er eine vertriebene Partei wieder einsetzen wollte, als er die Nachricht erhielt, daß er zum Könige gewählt sei. Sogleich machte er mit den Baselern Frieden und begab sich nach Aachen, wo die feierliche Krönung statt fand, die Schiller in dem oben genannten Gedicht so schön besungen hat. Rudolphs Hauptstreben war, die Macht des deutschen Reiches zu erhöhen und Deutschlands Ruhm und Wohlfahrt'zu befördern; darum bekümmerte er sich nicht um Italien, indem er die bekannten Worte des Fuchses vor der Löwenhöhle auf dieses Land anwendete, er sehe zwar viele Fnßtapfen derjenigen, die glücklich hinein kämen, nicht aber derjenigen, die glücklich sich daraus retteten. Rudolphs mächtigster Gegner war der König Ottokar von Böhmen, der sich bereits durch mehrere Kriegszüge, namentlich gegen die heidnischen Preußen, in deren Lande er die Stadt Königsberg gründete, ausge-
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