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1. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 12

1912 - München : Oldenbourg
12 Die Vorboten der Neuzeit. Nachdem Hutten vorübergehend im Dienste Kaiser Maximilians gestanden und in Augsburg zum Dichter gekrönt worden war, lobte er begeistert Luthers Vorgehen, verlangte die nationale Unabhängigkeit Deutschlands von jeder fremden Macht und griff nach seinem Wahlspruch „Ich Habs gewagt" das Papsttum sowie die kirchlichen Zustände aufs heftigste an. Von Kämpfen und Krancheiten erschöpft, t 1560 starb er frühzeitig auf der Insel Ufnau im Züricher See. Plnlivv M elanchthon (Schwarzerd) aus Bretten in Baden, der bekannte Freund und Mitarbeiter Luthers, erhielt wegen seiner vielseitigen Kenntnisse, vor allem auf dem Gebiete des Griechischen und Hebräischen, den Beinamen „Praeceptor Germaniae“ und wurde zur Einrichtung des höheren Schulwesens nach Sachsen (Wittenberg) berufen. Von milder und versöhnlicher Gesinnung, nahm er wesentlichen Anteil am inneren Ausbau der Reformation. In der Schloßkirche zu Wittenberg liegt er neben Luther begraben. — Zu den Humanisten zählt u. a. noch der Geschichtschreiber t 1534 Av entinus (eigentlich Joh. Thurmair aus Abensberg), Professor in Ingolstadt, der eine bayerische Chronik schrieb. Auch die Naturwissenschaften, in erster Linie die Mathematik und die Astronomie, erfuhren durch die Beschäftigung mit den Klassikern, besonders den Griechen, t 1476 vielfache Anregung. Regio montanus (Joh. Müller aus Königsberg in Franken) errichtete in Nürnberg die erste deutsche Sternwarte und stellte astronomische Instrumente her. Der Frauenburger Domherr Nikolaus Köpper-t 1543 nikus aus Thorn wagte den entscheidenden Vorstoß gegen das bisher geltende Ptolemäische (geozentrische) Weltsystem durch die Behauptung, die Sonne bilde den Mittelpunkt der Planetenwelt, der auch die mit Achsendrehung begabte Erde angehöre (heliozentrisches System). 2. Die Baukunst. In Deutschland kam der Renaissancestil später auf als in Italien; namentlich hielt man noch längere Zeit, hauptsächlich wegen der Beschränktheit des Raumes in den Städten, am gotischen Aufbau (hohe Dächer, Giebel, vorspringende Erker) fest und verwendete einstweilen nur antike Zier- entst. formen. Eine der frühesten Renaissanceschöpfungen ist der sog. Ottheinrichsbau um 1560 am Heidelberger Schloß. 3. Die Plastik, die besonders in Nürnberg, dem deutschen Florenz, sich entwickelte, behielt ebenfalls noch lange die gotischen Formen bei und nahm erst allmählich die Auffassung der Renaissance an. Deshalb gehören die großen Meister jener Zeit, Adam Krasft, Peter Bischer d. Ä?), Veit Stoß, Tilmann Riemenschneider u. a., teilweise noch der Spätgotik, also dem Mittelalter an (vgl. Zweit. Hauptt. S. 180). — Im Kunstgewerbe (Metallbearbeitung, Goldschmiedekunst, Herstellung von Rüstungen, Töpferei u. dgl.) nahm Deutschland eine führende Stellung ein und lieferte seine Erzeugnisse nach allen Gegenden Europas. 4. Die Malerei wurde hauptsächlich durch die fränkische Schule (in Nürnberg) und durch die schwäbische (in Augsburg) gepflegt. Der größte Meister der t 1528 ersteren war Albrecht Dürer, der, wenn auch nicht in der Formengebung, so doch an schöpferischer Fülle der Phantasie und Kraft der Charakteristik selbst Raffael erreichte. Sein Allerheiligenbild (in Wien), darstellend die Hl. Dreifaltigkeit mit dem Gekreuzigten als Mittelpunkt, umschwebt von Engeln und Seligen, atmet feierlichen Ernst und schmerzliche Ergriffenheit. Dürers reifstes *) Von Peter V i s ch e r d. I. (f 1528), dem Sohne und Mitarbeiter des Ä., ist noch das Grabmal Friedrichs des Weisen in der Schloßkirche zu Wittenberg anzuführen.
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