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1. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 33

1912 - München : Oldenbourg
Bayern im Zeitalter der religiösen Bewegung. 33 Wilhelms Iv. Sohn Albrecht V. (1550—1579), vermählt mit Anna, einer Tochter Kaiser Ferdinands I., teilte anfangs die versöhnliche Gesinnung seines Schwiegervaters und trat der neuen Lehre, die besonders in den oberen Kreisen noch zahlreiche Anhänger besaß, nicht schroff entgegen. Als aber ein protestantisch gesinnter Teil des Adels, gestützt auf das Beispiel der niederbayerischen Grafen von Ottenburg1), volle Religionsfreiheit verlangte und dabei die ständischen Rechte auf Kosten der landes-fürsllichen Macht erweitern wollte, änderte Albrecht seine kirchliche Politik und begründete mit Hilfe des Kanzlers Simon Eck die ausschließliche Herrschaft des Katholizismus in Bayern. Die Beschlüsse des Tridentiner Konzils kamen zur Durchführung; die Leitung des Kirchen- und Schulwesens wurde den Jesuiten übertragen, das katholische Bekenntnis zur Bedingung der Thronfolge gemacht und die Ausübung jedes anderen Bekenntnisses den Untertanen verboten. Auch außerhalb seines Landes wirkte der Herzog für die Interessen des Katholizismus, so z. B. in Steiermark, dessen Fürstenhaus mit dem bayerischen nahe verwandt war. Kunst und Wissenschaft fanden bei Albrecht V. feines Verständnis und liebevolle Pflege. So berief er den niederländischen Tonkünstler Orlando d i L a s s o an den Münchener Hof und förderte u. a. den Maler Hans M i e l i ch, der Orlandos „Bußpsalmen" mit herrlichen Illustrationen schmückte. Ferner legte er den Grund zu den Kunstsammlungen Münchens (Alte Pinakothek, Antiquarium, Münzkabinett, Schatzkammer) sowie zur Hof- und Staatsbibliothek und ließ durch Philipp A p i a n eine Karte Bayerns anfertigen. Damals erlebte Bayern sein erstes „mediceisches Zeitalter"'. Albrechts Sohn Wilhelm V. (1579—1598) erhielt wegen feiner streng kirchlichen Gesinnung den Beinamen „der Fromme". Er förderte als Vorkämpfer des Katholizismus allenthalben die Gegenreformation und stärkte durch die Erhebung seines Bruders Ernst auf den Kölner Erzstuhl den Einsluß der Wittelsbacher im Reiche (vgl. S. 30). Für Bayern selbst brachte das sog. Konkordat auf Jahrhunderte hinaus die vertragsmäßige Regelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche. Die unter Leitung der Jesuiten stehende Universität Ingolstadt blühte empor und wurde eine hervorragende Pflegestätte der Wissenschaften. Auch war Bayern das erste deutsche Fürstentum, das den von Papst Gregor Xiii. verbesserten Kalender einführte. Zu den Künstlern, die schon unter Albrecht V. 1582 gewirkt hatten, gesellten sich der niederländische Maler und Bildhauer Peter G. a u t> i b (de Witte) und der bayerische Erzgießer Hans Krümper. Außerdem entfaltete Wilhelm V. eine großartige Bautätigkeit. Zu nennen sind u. a. das Jesuitenkollegium mit der prächtigen Michaelskirche und die Wilhelminische Beste (Maxburg) in München sowie das alte Schloß in Schleißheim. — Allerdings verschlangen diese und weitere Bauten derartige Summen, daß die Finanzlage des Staates sich immer schwieriger gestaltete. Deshalb legte der Herzog 1) Die Grafen von Ortenburg führten in ihrem reichsunmittelbaren Gebiete das Luthertum ein. Lorenz, Geschichte für Gymnasien Iii. 3
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