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1. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit)
1912 -
München
: Oldenbourg
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1. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) 
- S. 66
1912 -
München
: Oldenbourg
66
Das Zeitalter des Absolutismus.
wurde der Sturz Frankreichs durch den gleichzeitigen Niedergang Schwedens und der Türkei: Schwedens Erbschaft fiel großenteils an die aufstrebenden Mächte Brandenburg-Preußen und Rußland, diejenige der Türkei (in Südosteuropa) an O st e r r e i ch, später auch an Rußland.
Die inneren Zustände der europäischen Staaten (mit Ausnahme von England, Holland und Polen) wurden gekennzeichnet durch die unumschränkte Monarchie^, die anfangs das Interesse der breiten Volksmassen gegen die bevorrechteten Stände vertrat, bald aber das Interesse der Nation hinter das persönliche des Monarchen (und seines Hauses) zurücksetzte (despotischer oder dynastischer Absolutismus). — Auf wirtschaftlichem Gebiete herrschte im allgemeinen der Merkantilismus; er trachtete den Staat in ein einheitliches Wirtschaftsgebiet umzuwandeln sowie Gewerbe und Handel durch Schutzzölle (Anhang S. Ix) zu stärken; zugleich suchte er die Ausfuhr von Jndustrieerzeugnissen zu heben und durch Kolonien neue Absatzgebiete hiefür zu gewinnen, die daneben noch Rohprodukte und Nahrungsmittel lieferten.
Dem besonders in Frankreich ausgebildeten despotischen Absolutismus trat etwa seit der Mitte des 18. Jahrhunderts die von England aus verbreitete Aufklärung entgegen. Sie verlangte statt des geschichtlich Gewordenen das (in ihren Augen) Vernunft- und Naturgemäße, ging von dem Gedanken der V o l k s s o u v e r ä n i t ä t aus und betrachtete den Staat als Ergebnis eines Vertrags (zwischen Fürst und Volk), dessen oberster Zweck das allgemeine Wohl ist. In England führten diese Anschauungen zur parlamentarischen Monarchie, bei der die Krone in ihren Regierungshandlungen an die Zustimmung des Parlamentes gebunden ist. Auf dem Kontinent wußte Friedrich d. Gr. die oberste Forderung der Aufklärung, nämlich zum Wohle des Volkes zu regieren, mit der unumschränkten Monarchie zu vereinigen; der so entstandene aufgeklärte Absolutismus fand Nachahmung in Österreich, Rußland, Schweden, Dänemark, Spanien, Portugal rc. rc. und gab seinem Ursprungsland (Preußen) eine überragende Bedeutung. Auch auf politischem Gebiete beobachten wir einen gewaltigen Aufschwung Englands und Preußens, da beide (im Siebenjährigen Kriege) gegen eine Ver-
M Der Absolutismus machte sich von den Ständen unabhängig und trachtete nach freier Verfügung über Gesetzgebung, Verwaltung, Heer- und Finanzwesen des Staates. Begünstigt wurde er 1. durch die stehenden Heere (S. 2), mit denen die Fürsten jederzeit ihrem Willen Nachdruck verleihen konnten, 2. durch die Geldwirtschaft, die erst die Aufstellung steheuder Heere ermöglichte und den Beamtenstand (durch Gehaltsperrung) leichter absetzbar, also gefügiger machte, 3. dnrch das römische Recht (Zweit. Hauptt. S 172 ff.) und 4. durch die Religionskämpfe (S. 65).