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1. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 134

1912 - München : Oldenbourg
134 Die Entwicklung der Französischen Revolution rc. h e l t s st a a t, in dem die freie Betätigung der Einzelpersönlichkeit ausgeschaltet sein und neben der staatsrechtlichen und gesellschaftlichen auch die wirtschastlichegleichheit aller Bürger gelten sollte. Dies hätte die Herrschaft des vierten Standes bedeutet. Da aber beide Parteien in der Abneigung gegen das Königtum übereinstimmten, erfolgte sogleich in der ersten Konventssitznng die Abschaffung der Monarchie und die Ein- 1792 führung der Republik. Gleichzeitig eröffnete man gegen den nunmehrigen 8i. Sept. Würger Ludwig Capet" (Ludwig Xvi.) einen Prozeß. In einem geheimen Schrank der Tuilerien waren Briefe gefunden worden, aus denen hervorging, daß der Hof mit Österreich und den Emigranten behufs Umsturz der von Ludwig beschworenen Verfassung Pläne entworfen und durch Jahrgelder einzelne Mitglieder der Nationalversammlung (wie Mirabeau) für diesen Zweck zu gewinnen gesucht hatte. Darauf gründete man eine Anklage wegen Verrats, Bestechung und Verschwörung gegen Land und Volk. Nun wollten die Girondisten wohl durch die öffentliche Verhandlung das Ansehen der Monarchie untergraben, den König selbst aber schonen, die Jakobiner dagegen durch die Hinrichtung Ludwigs eine Tatsache schaffen, die ein Zurück auf dem Wege der Revolution unmöglich machte. Nach stürmischem Kampfe siegten die Jakobiner. Vergebens verteidigte sich Ludwig unter dem Beistand zweier Rechtsanwälte, denen sich Malesherbes (S 126) freiwillig anschloß, mit Würde und Nachdruck. In einer bis in 1793 die Nacht und den folgenden Tag verlängerten Dauersitzung stimmten von i?./i8.Jan. 721 Anwesenden 361, also genau die absolute Mehrheit, für den sofortigen Vollzug der Todesstrafe, d. h. ohne vorhergehende Befragung des Volkes. Unter denen, die „einzig aus Pflichtgefühl" für den Tod stimmten, war auch „Bürger Egalite". 2i. Jan. So fand 3 Tage später die Hinrichtung des Königs statt: gefaßt bestieg Ludwig das Blutgerüst; seine letzten Worte übertönte Trommelwirbel. Der Hinrichtungsplatz erhielt später beit Nennen „Konkordienplatz". Die Folgen der Hinrichtung Ludwigs waren ein unheilbarer Riß zwischen den Girondisten und den Jakobinern, ein Aufstand der königstreuen Vendee und Bretagne, wo man den Dauphin als Ludwig Xvii. zum König ausrief, und die Bildung einer europäischen Koalition gegen das republikanische Frankreich. 2. Der Kampf der Stände um die Herrschaft. Nach dem Tode des Königs rangen der dritte Stand, vertreten durch die Girondisten, und der vierte, vertreten durch die Jakobiner, um die Macht im Staate. Aber die Girondisten hatten durch ihre Unentschlossenheit und Feigheit im Königs-Prozeß ihr Ansehen selbst untergraben und konnten sich überdies nur auf die Unterstützung ihrer (weit entfernten) Wähler in den südlichen und westlichen Departements verlassen. Demgegenüber beherrschten die zielsicheren, rücksichtslosen Jakobiner den Pariser Gemeinderat, die Nationalgarde und den Pariser Pöbel; außerdem veranlaßten sie den Konvent zur Übertragung der vollziehenden Gewalt an einen säst vollständig jakobinischen Sicherheit- und einen jakobinischen Wohlfahrtsausschuß, ferner der richterlichen Gewalt an ein ebenfalls überwiegend jakobinisches Revolutionstribunal. So erzwang denn die Bergpartei durch
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