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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 29

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Ii. v. Sybel, Erste Jahre des Bundestags. 29 Metternich hätte seinen feudalen Verehrern von Herzen noch größere Erfolge gegönnt, vor allem aber erfreute er sich der entscheidenden Thatsache, daß Preußen keine konstitutionelle Monarchie geworden war. Denn wären auch die Befugnisse der 1815 verheißenen Reichsstände beschränkt gewesen, der bloße Name hätte zu einer unberechenbaren Erregung des preußischen Volkes und zu einer gewaltigen Steigerung des preußischeus Ansehens in Süddeutschland ausgereicht. Dort machte aber dem Fürsten bereits der König Wilhelm von Württemberg durch liberale Anwandlungen reichlich Sorge und Verdruß, indem er sich zu dem Plane beinahe öffentlich bekannte, durch echt konstitutionelles Verhalten alle Mittel- und Kleinstaaten gegen die drückende Vormundschaft der beiden Großmächte zu vereinigen und so zu einer deutschen Trias, zur Gründung eines dritten, reinen Deutschland neben den Reichen gemischtes Blutes, Österreich und Preußen, zu gelangen. Wie, wenn nun auch Preußen konstitutionell wurde und dann die durch Württemberg angeregten Stimmungen für sich oder doch gegen Österreich ausbeutete? So war dem Fürsten die Entscheidung Friedrich Wilhelms gegen die Reichsstände eine wahre Herzeuserquickuug, Sofort lud er wieder den Grafen Bernstorff und einige andere vertraute Minister nach Wien, zu gemeinsamen Beschlüssen gegen Württembergs Treiben, welches nicht bloß Kammern und Zeitungen in Bewegung setzte, sondern selbst die heilige Stätte, den Bundestag, zu vergiften begann. Zwar den alten Lieblingsgedanken Metternichs, die deutschen Volksvertretungen unter die Aufsicht der Buudespolizei zu stellen, lehnte Bernstorff auch dieses Mal entschieden ab; Württemberg aber wurde durch diplomatischen Hochdruck unter dem Beistand der fremden Großmächte genötigt, feinen Bnndesgesandten abzuberufen, einige Stuttgarter Zeitungen zu unterdrücken und in demütiger Reue dem schönen Triasgedanken zur Zeit zu entsagen. Metternich erlangte in dieser Frage, was er wollte. Preußen stand nicht an der Spitze des konstitutionellen Deutschland Österreich gegenüber, sondern neben dem absolutistischen Österreich im Gegensatze zu den konstitutionellen Staaten. Auf lange hin war im deutschen Süden jede Spur einer Sympathie mit Preußen, jede Erinnerung an Preußens Verdienste im Befreiungskriege ausgetilgt-Enger als jemals schien Preußen der Politik der heiligen Allianz angeschlossen und dem Einfluß des Fürsten Metternich in hingebender Verehrung unterworfen. Ju Preußen selbst war eine Menge der zuverlässigsten Royalisten empört über diese Abhängigkeit, in die sich
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