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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 136

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
136 Ix. Oncken, Die Trennung von Österreich und der preußische Erbkaiser. Gesamtstaates stehen werden. Dies ist nur möglich durch Wahl, nicht durch Erbgang. Hier war freies Feld, hier war offene Bahn für wahre und kühne Gedanken, und ich glaube, daß das deutsche Volk für solche Gedanken empfänglich ist. Man wendet wohl ein, was vermag ein einzelner Mann, ohne Hausmacht, ohne dynastischen Glanz? Aber, meine Herren, in jener Zeit, als wir noch im deutschen Volk einen volleren Rückhalt hatten, als die Staatsmänner noch nicht darauf verzichten mußten Volksmäuuer zu sein, wenn wir damals einen Mann gewählt hätten, einen solchen, der in der ganzen Größe bürgerlicher Einfachheit, durch den Adel freierer Gesinnung auch die rohe Gewalt zu bändigen, die verwilderte Leidenschaft in die rechte Strömung zu lenken verstanden hätte, einem solchen wäre das gesamte deutsche Volk eine Hausmacht gewesen." Bei diesen Worten dachte Uhland an Heinrich von Gagern, den er zum Reichsverweser, ja zum Reichsoberhaupt hatte haben wollen und auf den sich auch sein berühmtes Schlußwort bezog: „Glauben Sie, meine Herren, es wird kein Haupt über Deutschland leuchten, das nicht mit einem vollen Tropfen demokratischen Öls gesalbt ist." Auch bei dieser Abstimmung fiel für ihn alles entscheidend ins Gewicht, was er den Ausschluß Österreichs nannte, denn die österreichischen Brüder waren ihm ans Herz gewachsen: „Manchmal, wenn in diesem Saale österreichische Abgeordnete sprachen und wenn sie gar nicht in meinem Sinne redeten, war mir doch, als ob ich eine Stimme aus den Tiroler Bergen vernehme oder das adriatische Meer rauschen höre". Dahlmann sagte'), die Aufgabe, die erbliche Kaiserwürde zu verteidigen, komme ihm vor, wie wenn er den Auftrag übernommen hätte, auf das Einmaleins eine Lobrede zu halten: denn das Einmaleins der deutschen Dinge fordere die Vorherrschaft Preußens über Deutschland und eine Macht wie Preußen könne man nicht auf Probe berufen, nicht auf drei, sechs, zwölf Jahre anstellen. „Ich verdamme niemandes Abstimmung, allein ich würde glauben, gebrochen zu haben mit allem, was mir vaterländisch teuer und heilig ist, gebrochen zu haben mit meinem Vaterlande, wenn ich anders meine Stimme abgäbe als für die Einheit Deutschlands, für die erbliche Krone meines deutschen Vaterlandes. So bin ich gesonnen und werde so gesonnen bleiben und bis an mein Ende den Glauben festhalten, daß eine unbegreifliche Barmherzigkeit des Himmels uns vielgeprüften Deutschen 1) Vgl. Nr. X, 2.
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