Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichtliches Lesebuch - S. 261

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Xvi. v. Sybel, Die Schlacht bei Königgrätz. 261 preußische Armeekorps acht feindliche in beinahe vernichtender Weise geschlagen. Die Straße nach Wien lag schutzlos dem Sieger offen. Ich habe, soll Benedek ausgerufen haben, alles verloren, nur leider das Leben nicht. In der That waren die Einbußen seines Heeres ganz außerordentlich: 5600 Tote, 7600 Verwundete, 9300 verwundet Gefangene, 12 800 unverwundet Gefangene, 6100 Vermißte, im ganzen 41400 Mann. Dazu der sächsische Verlust von 15oo Mann gerechnet, ergiebt die schreckenvolle Summe von beinahe 43 000 Mann. An Material waren über 6000 Pferde, 187 Geschütze und 641 sonstige Fahrzeuge verloren gegangen. Die frühern Gefechte hatten, wie wir uns erinnern, den Austro- Sachsen 32000 Mann gekostet; in einer einzigen Kriegswoche war mithin mehr als ein Viertel der mit so hohem Stolze ausgezogenen Nordarmee zu Grunde gegangen. Preußen hatte den Sieg von Königgrätz ebenfalls mit kostbarem Preise bezahlt. Die erste Armee hatte 1065 Tote und etwas über 4000 Verwundete (davon mehr als die Hälfte die Division Fransecky), die Elbarmee 328 Tote und 1200 Verwundete, die zweite Armee 500 Tote und 1550 Verwundete (davon über 1000 die erste Garde-Division), Gesamtverlust also etwas über 9000 Mann. Als der König am späten Abend in Sadowa am Lazarett der Johanniter vorüber kam, sagte er in tiefer Bewegung: da ist die Kehrseite des Glücks, doch sie bluten nicht umsonst, sondern zur Verherrlichung des Vaterlandes. Am folgenden Morgen flog die große Kunde durch Europa. Der Eindruck war überall ungeheuer, dieser beispiellose Triumph einer Armee, deren größter Teil seit fünfzig Jahren nicht im Feuer gewesen, einer Armee, wie die verschiedenen Parteien hundert Male erklärt hatten, von Paradesoldaten, von Milizen, von unbärtigen Knaben! In Preußen erfüllte eine erquickende Genugthuung die Herzen der überwältigenden Mehrheit im Volke; der langjährige Hader, der gerade infolge der Schöpfung dieser Armee aufgeflammt war, wurde durch die bewundernswerte Leistung derselben ausgelöscht: mochte sie entstanden sein, wie sie wollte, sie hatte sich jetzt als festen Schirm und stolzen Schmuck des Vaterlandes erwiesen. Die eifrigen Fortschrittsmänner im Osten waren betreten über die Zukunft ihres Verfassungsstreits; die großdeutschen Ultramontanen am Rhein waren erfüllt von schmerzlichem Groll über die Niederlage des katholischen Kaisers: aber weder die einen noch die andern vermochten den Strom der allgemeinen freudigen Begeisterung zu trüben oder abzulenken.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer