1875 -
Halle
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Peter, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
Der erste Mithridatische Krieg.
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in Athen seine Soldaten plündern und morden liess; den überlebenden Athenern verzieh er, wie er sagte, nicht um der Lebenden, sondern um der Todten willen. Hierauf zog er dem vereinigten Heere, der Feinde nach Böotien entgegen. Dieses zählte 120,000 Mann, denen Sulla kaum den dritten Theil entgegen zu stellen hatte, und war besonders stark durch seine zahlreiche Reiterei. Gleichwohl gewann Sulla durch seine Feldherrngeschicklichkeit und durch die Tapferkeit seiner Soldaten bei Chaeronea einen glänzenden Sieg, durch den das feindliche Heer bis auf 10,000 Mann völlig vernichtet wurde, während das römische Heer, wie Sulla selbst mit einer freilich bei ihm in solchen Dingen häufigen Uebertreibung in seinen Denkwürdigkeiten berichtete, nicht mehr als 14 M. verlor, von denen sich überdem 2 nachher wieder einstellten. Er wurde indess jetzt genöthigt, sich gegen einen andern Feind zu wenden. Der Consul des J. 86, L. Valerius Flaccus, war von der herrschenden Gegenpartei in Rom zum Feldherrn gegen Mithridates ernannt worden und war bereits auf seinem Zuge mit 2 Legionen bis nach Thessalien gelangt. Seine und seiner Partei Absicht war mehr gegen Sulla als gegen Mithridates gerichtet; man hoffte, dass die Truppen des Sulla ihren Feldherrn verlassen und zu dem demokratischen Consul übergehen würden. Gegen diesen also zog Sulla nach Thessalien, und die beiden Heere standen sich dort eine Zeit lang bei Melitea einander gegenüber. Als sich nun aber zeigte, dass nicht die Soldaten des Sulla, sondern vielmehr die des Flaccus geneigt waren, ihren Führer zu verlassen, so hielt es Flaccus für gerathener, sich dem Sulla zu entziehen und seinen Marsch in gerader Richtung nach Asien fortzusetzen, so dass Sulla nach dieser Seite hin wieder freie Hand hatte. Mittlerweile hatte Mithridates ein zweites grosses Heer unter Dorylaus nach Griechenland geschickt, welches sich mit den geringen Resten des Heeres des Archelaus vereinigte und sich wieder in Böotien aufstellte. Sulla kehrte also ebenfalls dahin zurück und brachte auch diesem Heere, welches nicht minder stark war als das bei Chaeronea geschlagene, bei Orchomenos eine völlige Niederlage bei. Anfänglich wichen die Römer vor dem Angriff der zahlreichen Reiterei zurück; Sulla aber sprang vom Pferde, ergriff selbst ein Feldzeichen und schritt seinem Fussvolke voran, indem er seinen Soldaten zurief: Wenn ihr künftig
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