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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 136

1878 - Mainz : Kunze
— 136 — ©orgen verscheuchte sein heiterer auch der Musik zugewandter '•Stnn und sein sestes Gottdertrauen. Das Wormser Edikt wurde, weil der auswärts beschäftigte Kaiser nicht drängen konnte, theils lässig theils gar nicht ausgeführt; im Gegentheil zeigten sich der Kirchenverbesserung bald weltliche Fürsten zugethan denen die Vortheile einleuchteten, welche die Einziehung von Kirchengütern ihnen brachte, sowie auch die hohe Stellung, die sie als Landesbischöfe einnahmen. Außer Kursachsen, wo auf Friedrich den Weisen 1525 Johann der Beständige folgte, wurde Hesseu unter Philipp dem Großmütigen evangelisch; in Preußen machte sich der Ordensmeister Albrecht unter Polens Souveränität zum lutherischen Herzog i1525). Dagegen blieben Herzog Georg von Sachsen (Leipzig) und Kurfürst Joachim von Brandenburg der alten Kirche treu, und erst nach ihrem Tode fand die Reformation in ihren Landen Eingang. Wenn es auch nicht zu leugnen ist, daß die Einflüsse weltlicher Herrscher dem Fortgange von Luthers Arbeit nicht immer ersprießlich waren, wenn man es sogar bedauern kann, daß aus rein geistigem Gebiet recht weltliche Interessen zur Geltung kamen, so ist doch auf der andern Seite wohl die Frage erlaubt: was wäre aus dem Reformationswerk in Deutschland geworden, wenn nicht ein Theil der Landesfürsren sich als feste Stütze ihm dargeboten hätte? Denn leider zeigten sich viele Gebildete nach dem Vorgang des charakterschwachen Humanisten Erasmus von Rotterdam jetzt schon lässig, und es wäre ihnen eine Abstellung einiger allzuschreienden Misbräuche lieber gewesen als eine durchgreifende Besserung der geistlichen Not. Auch die Hoffnungen, welche man auf den Reichsadel hätte setzen mögen, erwiesen sich als trügerisch, da L-ickingen im Kampfe mit den Fürsten zu Landstuhl unterlag (1523) und Hutten kaum noch auf der Insel Ufrtau einen Fleck Erde fand, wo er gebeugt und krank sterben konnte. Das gemeine Volk endlich, der arg bedrückte Bauernstand, hatte ebenfalls gehofft aus der Reformation materiellen Nutzen ziehen zu können. Im Anfang des Jahrhunderts blutig niedergeworfen klang ihm jetzt die Predigt von der evangelischen Freiheit wie eine Erlösung, und wer vermag es ihm zu verdenken, daß er zunächst die Befreiung vom äußern Drucke ins Auge faßte? So entstand der schreckliche Banern-kri eg, der kaum im Süden vom Truchseß von Waldburg grausam beendet (Götz von Berlichingen), in Thüringen, besonders in Mülhausen, neu aufflammte. Hier trat als Führer der Schwärmer Thomas Münzer aus, der Gütergemeinschaft und Vernichtung jeder weltlichen und geistlichen Obrigkeit predigte. Luther sonst voll Mitgefühl für den Stand, dem entsprossen zu sein er sich rühmte, sah bei der
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