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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für hessische Schulen - S. 102

1885 - Mainz : Frey
102 eins fei in der Schüssel zurückgeblieben. Der König habe dieses Schweppermann gegeben mit den Worten: „Jedem Mann ein Ei dem tapfren Schweppermann aber zwei." _ e) Fast vier Jahre saß Friedrich auf dem Schlöffe Trausnitz. Seine blonden Locken ergrauten, und seine edle Gemahlin Elisabeth, eine aragonische Königstochter, weinte um ihn bei Tag und bei Nacht so viele Thränen, daß sie zuletzt erblindete. Unterdessen kämpfte Leopold für seinen gefangnen Bruder weiter. Bald verfeindete sich Ludwig mit dem Papste, und dieser sprach über ihn den Bann und über Deutschland das Interdikt aus. Das Interdikt war eine furchtbare Strafe. Es konnte wegen schwerer kirchlicher Vergehen auf Städte, Gegenden oder Länder gelegt werden. Dann verstummten die Glocken, die Kirchen wurden geschloffen, kein Geistlicher folgte mehr dem Sarge der Verstorbenen, und keine Ehen wurden mehr eingesegnet. In dieser Not ritt Ludwig zu seinem Jugendfreunde Friedrich nach Trausnitz, um sich mit ihm auszusöhnen. Dieser war sehr erstaunt über den Besuch Ludwigs; noch mehr aber wuchs sein Erstaunen, als er ihm sagte: „Du sollst frei sein, wenn du mir versprichst, dich zu unterwerfen und deine Brüder und Verwandten zu einer Versöhnung mit mir veranlassest. Gelingt bir die Versöhnung nicht, so mußt bu bich auf den nächsten Johannistag roieber zur Haft stellen." Friedrich versprach, was Ludwig gesorbert. Darauf nahmen beibe das heilige Abenbrnahl. Der Geistliche teilte die heilige Hostie zwischen ihnen zur Weihe des Friedens. Nach herzlicher Umarmung gelobten sich beide Treue bis zum Tode, und Friedrich ritt nach Wien ab. Hier fanb er alles ganz anders, als er geglaubt hatte. Sein Bruder Leopolb verschloß allen Bitten sein Ohr und erklärte mit seinen Brübern, daß sie Ludwig nie als König anerkennen würden. Friedrich that, was er konnte. Er verzichtete auf den Königstitel und machte seine Unterwerfung bekannt. Unterdessen roar die Zeit gekommen, daß er sich wieder zur Hast stellen sollte. Da seine Bitten und die Bitten und Thränen seiner Frau von keinem Erfolge waren, reiste er um Johannistag nach München und stellte sich freiwillig zur Haft. Diese Treue rührte Ludwig so, daß er ihn an sein Herz drückte und nicht als seinen Gefangenen, sondern als seinen Freund hielt. Er schloß mit ihm (1325) einen Vertrag, in welchem sie sich zu einer Art gemeinschaftlicher Regierung vereinigten, die von den Kurfürsten freilich nicht gebilligt wurde. Beide hießen römische Könige, beide stellten Urkunden aus, beide führten ein gemeinschaftliches Siegel, feie teilten zusammen, wie in glücklicher Knabenzeit, Woh-nung, Tisch und Lager. Friedrich starb, von seinen Leiden gebeugt, im Jahre 1330 auf seinem Bergschloffe Gutenstein. Nach seinem Tode regierte Ludwig noch siebzehn Jahre. Das Streben, seine Hausmacht
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