1884 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hoffmann, Ernst
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
24 Die altert Deutschen. Eroberungen der Römer. Drusus.
gen der gefürchteten Barbaren p bewachen. Am Rheine, wo die Römer das heutige Cöln (d. i. eine Kolonie) gegründet
hatten, brachen die Germanen zuerst über die Landesgrenze,
schlugen den römischen Feldherrn Lollins und nahmen ihm sein Kriegspanier, den silbernen Adler, weg. Darauf nötigte sie die römische Übermacht zwar, über den Rhein zurückzukehren, doch wagte Augustus nicht, sie weiter in's Land verfolgen zu lassen, und begnügte sich für den Augenblick mit ihrem Versprechen, Frieden zu halten. Bald darauf aber sah er sich gezwungen, gegen die südlichen Deutschen, die van den Alpen herab in
Oberitalien eingefallen waren, seine Stiefsöhne Drusus und Tiber ins, jenen über den Bodensee in das jetzige Schwabeit, diesen über Jllyrien und Pannonien (das jetzige Ungarn am rechten Donauufer), in das heutige Österreich zu senden. Die Germanen zogen sich in ihre dichten Wälder zurück, während die Römer Grenzwälle errichteten und Lager daselbst befestigten, in welche sie starke Besatzungen legten. Aus solchen Lagern sind mit der Zeit Städte entstanden, wie Augsburg und Vindobona oder Wien.
Im Jahre 13 t>. Chr. zog Drusus mit großer Macht nach Gallien und ging von da über den Rhein, welchen er mit der Issel durch einen Kanal vereinigte, der noch jetzt den Namen Drusus trägt. Darauf führte er eine Flotte durch den Zuyder-see in die Nordsee und drang bis an die Mündung der Ems und Weser vor. In der dortigen Gegend, so wie auch an den beiden Ufern des Rheins, legten die Römer eine Anzahl Festungen an, von denen Mainz, als Hauptpunkt ihrer Unternehmungen gegen Deutschland die wichtigste war. Unter Mühsal und Gefahren aller Art drang Drusus bis an die Elbe vor, vertrieb viele Völkerschaften, gewann andere durch friedliche Verträge und ließ mitten im Teutoburger Walde, nahe bei Paderborn, die Festung Al i so (das jetzige Elfen) anlegen. Die Besatzung, mit welcher er sie versah, befreundete sich allmählich mit den umwohnenden Germanen. Man kam dahin, daß einzelne junge Söhne germanischer Fürsten zur Erziehung und Bildung nach Rom gesandt wurden. Durch römische Sprache und Sitte suchte man ihren wilden Freiheitssinn zu brechen und sie der römischen Herrschaft geneigter zu machen.
Die mächtigen und hohen Gestalten der blonden, blauäugigen Jünglinge erregten nicht geringes Aufsehen in Rom und wurden um so mehr bewundert, je schneller sie sich römische Bildung anzueignen wußten. Viele nahmen Kriegsdienste in den römischen Legionen, viele ließ man in ihre Heimat zurückkehren,