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1. Das Mittelalter - S. 48

1884 - Mainz : Kirchheim
4o Das Christentum. Gemeinschaften; nur die kamen, die Hunger und Durst hatten nach dem Worte des Lebens und der Wahrheit. Die Kinder der Welt hielten sich fern von den Gemeinschaften, die Ehrgeiz, Herrschsucht und Eitelkeit nicht befriedigten, weil, entsprechend dem Worte Jesu, im Dienen der Brüder die einzige Auszeichnung gefunden ward. Obwohl die Christen nun nicht nur gegen einander, sondern auch gegen die Heiden und Juden Liebe übten, ward ihnen doch das Kreuz der Verfolgung, wie es von dem Heiland verkündet worden war, auferlegt. Wie der Hochmut der jüdischen Gelehrten sich verletzt gefühlt hatte, so jetzt der Hochmut der heidnischen Weltweifen. Da die christlichen Genossenschaften in der Erkenntnis der Wahrheit ihnen Überlegen waren, weil großenteils Personen niederen Standes und geringerer weltlicher Bildung den christlichen Gemeinden sich anschlössen, so meinten sie, sei schon zu schließen: daß die Wahrheit, die ja nur bei den höchsten Geistern des Altertums zu finden fei, eine ungebildete Masse nie und nimmer zu faffen vermöge. Die Aufnahme der Mühseligen und Beladenen in die christlichen Gemeinden gab aber auch den Anstoß zu anderartigen Ausstellungen und Verdächtigungen. Das Christentum brachte unter seinen Befennern die herrlichsten Fruchte hervor. Unter den ersten Christen in Jerusalem herrschte sogar Gütergemeinschaft, die aber einzig und allein das freie und freudige Wollen und Walten der Liebe jedes einzelnen, das Gefühl der Befelignng int Geben einerseits, das Maßhalten in Wünschen und Begehrlichkeiten andrerseits, regelte. Auf solchem Grunde und Boden entsproß demnach eine köstliche Blüte gemeinschaftlichen Lebens, in der die Träume von einem goldenen Zeitalter, einer vorgeschichtlichen Zeit und einer fernen Zukunft urplötzlich Wahrheit und Wirklichkeit wurden. Durch Zwang würde sich nur eine jämmerliche Verstümmelung derselben herstellen lassen, ohne daß auch diese Bestand behielte; es würde vielmehr die Gesinnung verschlechtern, und der Niedergang der Zustände nur noch trostloser werden. Obschon verschiedenen Ständen angehörend und durch ihre Stellung in der Welt vielfach unterschieden, betrachteten sich doch alle Bekenner des christlichen Glaubens als Kinder desselben himmlischen Vaters. Kein äußerer Rang, keine Nationalität machte sich innerhalb jener; Gemeinschaft geltend; ein jeder war des andern Bruder. Die Christen bildeten eine große Familie. Was ein Mitglied jener hl. Familie, der hl. Justin, der Märtyrer, sagte, bezeichnet den Geist, der alle, die sich als
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