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1. Das Mittelalter - S. 76

1884 - Mainz : Kirchheim
76 Die Karolinger. Pipin. 2. Pipin. Das Geschlecht der Könige aus merowingischem Stamme dauerte bis auf Childerich Iii.; aber es hatte nur den Schern, daß er der letzte war. In Wirklichkeit hatten die letzten Könige nichts mehr als diesen Namen. Denn sowohl alle Schätze, als alle Macht waren in der Hand des Major Domns oder Hausmeiers. Dem Könige stand zuletzt nichts mehr 311, als daß er, zufrieden mit dem königlichen Namen, mit wallendem Haar und lauggewachseuem Barte aus seinem Stuhle saß und sich anstellte, als ob er König wäre. Er hörte die Gesandten an, woher sie kamen, und erteilte ihnen, wenn sie schieden, die Antworten, welche ihm der Hausmeier vorgesagt hatte. Was ihm so besohlen war, redete der König, nie that er etwas aus eigener Macht. Außer dem königlichen Namen und einem geringen Einkommen, welches ihm der Hansmeier nach seinem eigenen Ermessen zuteilte, besaß er nichts, als ein Landgut von mäßigem Ertrage. Auf diesem Landgute hatte er eilt Haus mit) einige Sklaven, die ihn bedienten. Wohin er sich begab, fuhr er auf einem Wagen, der mit Ochsen bespannt war, und die Ochsen trieb er nach ländlicher Sitte mit einem Ochsenstachel an-. So kam er in seinen Palast, so auch in die große Volksversammlung, welche nach alter Sitte jährlich am 1. Mai gehalten ward. Dann führte er den Vorsitz vor dem ganzen Volke, begrüßte es und wurde wieder begrüßt, und wenn die Verhandlungen beendigt waren, fuhr er auch so wieder nach Hause und wohnte dort, bis wiederum der Mai herankam. Tie Verwaltung des Reiches nud alles, was nach außen und nach innen zu thun war, besorgte der Hansmeier. Als Childerich König war, führte dies Hansmeieramt Pipin, der es schon von seinen Vorfahren als Erbrecht überkommen hatte. Dieser schickte zwei Bischöse nach Rom zum Papste Zacharias und ließ fragen, ob derjenige König sein müßte, welcher müßiger Ruhe hingegeben, nur dem Namen nach König wäre, oder ob derjenige, auf dessen Schultern die Last der Regierung ruhte, auch den Namen König tragen müsse. Daraus antwortete der Papst, demjenigen käme auch der Name des Königs zu, welcher die Zügel der Regierung in Händen hätte. Daraus ließ Pipin dem Könige Childerich seine langen Haare abschneiden und brachte ihn und feine Frau ins Kloster; der hl. Bonifacius, Erzbischos von Mainz, salbte Pipin zum Könige. — Diese Handlung Pipins war äußerst wichtig, weil dadurch das that-
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