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1. Das Mittelalter - S. 205

1884 - Mainz : Kirchheim
Das Turnier. 205 mal auf einander. Beide Lanzen treffen, aber so fest find die Eisenharnische, daß die Lanzenfchäfte vom Stoß zerbrechen, und obwohl die Reiter.heftig erschüttert werden, doch bleiben sie im Sattel. Ein frischer Speer wird Beiden gegeben. Schon beginnen die Zuschauer laut beide Kämpfer zu preisen, die so einander an Kraft und Geschick gleich sich bewähren. Indessen haben sie zum drittenmal den Kamps aufgenommen. In vollen Sprüngen, angestachelt von den goldenen Sporen, stürzen die Rosse auf einander. Aber so kunstgerecht auch die Lanzenspitzen über das linke Chr der Pferde hinausragen, doch treffen sie nicht, denn beim Anprall springt das eine Pferd plötzlich zur Seite und beide Reiter sausen an einander vorbei, ohne sich zu berühren. Da hält die Menge nicht länger an sich. Sie bricht in lautem Jubel aus, beide als Sieger begrüßend. Aber diese sind des Kampfes noch nicht müde, sie wünschen Entscheidung, und noch einmal wieder wenden sie die dampsenden Rosse. Eine kurze Zeit schenken sie diesen Erholung, in langsamem Schritt umreiten sie die Schranken, hierhin und dorthin grüßend, wo ihr Auge durch das Helmvisir ein befreundetes Antlitz zu entdecken glaubt. Dann nehmen sie den Kamps wieder auf. Fest in den Sattel gedrängt, mit vorgeneigtem Oberkörper die Lanze mit dem Arme an die Seite gedrückt, so rennen sie ans einander. Schnell wie der Blitzstrahl prallen sie zusammen, beide wanken, hoch ans heben sie sich in den Bügeln, fast hinten über stürzen die Pferde. Aber der eine schwankt und fällt, er sinkt vom Sattel hinab in den Sand, der andere hält sich aus dem Pferd. Der Erstere, der einen lebendigen Fall genommen, ist der Besiegte, der andere der Sieger. Ihn feiert lang anhaltender Jubel, stolz reitet er zu den Schranken hinaus, feinen besiegten Gegner den Händen der Knappen überlassend. Den Tank, ein Kleinod als Lohn des Sieges, empfängt der Ritter ans der Hand der Frauen. Mannigfache Abwechslungen des Kampfes fanden bei den Turnieren statt, besonders in späteren Zeiten. Da gab es ein Gefecht unter mehreren, das Gesellenstechen, ferner das Ringelrennen, außerdem Wettkämpfe zu Fuß, im Ringen, Springen, Laufen, Stein- und Lanzenwerfen. Doch fanden alle diese Kampfweisen erst Eingang, als bereits die Lust an eigentlichen ernsthaften Turnieren erkaltet, die Übung der Manneskräst einer weichlicheren Sitte gewichen war. Am Turnier teil zu nehmen, galt als Ehrensache jedes Ritters je öfter er es that und je häufiger er den Sieg davon-
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