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1. Das Mittelalter - S. 274

1884 - Mainz : Kirchheim
274 Bauhütten. aus Köln vollendet; also daß an dem Werke 424 Jahre gearbeitet ist. Um die Entstehung und noch mehr die gediegene Ausführung jener Wunder der Baukunst, durch so viele Menschenalter hindurch nach gleichem großartigen Plane, einigermaßen zu begreifen, müssen wir bemerken, daß nicht einzelne Baumeister mit wechselnden, bald guten, bald schlechten Werkleuten, wie in unserer Zeit, solche Werke unternahmen, sondern daß es eine große, über ganz Deutschland, ja über die meisten Länder Europas ausgebreitete Gesellschaft von Bauleuten gab, welche durch feste Ordnung, durch Religion und Standesehre zusammengehalten wurden. — Schon unter den Römern gab es Baugesellschaften von großer Ausdehnung; Überreste derselben erhielten sich später in den Klöstern, beschäftigten sich vorzüglich mit dem Bau der Kirchen und bildeten so den höheren Styl der christlichen Baukunst aus. Auch weltliche Bauleute wurden wohl in die Gesellschaften aufgenommen; und als [mit dem 11. Jahrhundert die Kraft des Mönchswesens zu erschlaffen anfing, gewannen die weltlichen Bauleute nach und nach die Oberhand und bildeten nun die großen Genossenschaften, von welchen jene bewundernswürdigen Werfe vollführt fiud. Sie behielten geheimnisvolle Zeichen und Gebräuche bei, durch welche die Gesellschaften der höheren Baukunst von den gemeinen Handwerkern geschieden wurden. Jede Genossenschaft hatte ihren Schutzpatron, nach welchem sie sich benannte, und wo ein großes Werk ausgeführt werden sollte, da sammelten sie sich aus vielen Gegenden, so daß ihre Kraft als ein Gemeingut über die meisten christlichen Länder verbreitet wurde. Diese wichtigen Gesellschaften erhielten von Kaisern und Königen Freibriefe und sogar eigene Gerichtsbarkeit, welche von dem obersten Baumeister ausgeübt wurde. Neben dem Bauplatze eines großen Werkes, an welchem Jahrhunderte gebaut wurde, war gewöhnlich eine hölzerne Hütte errichtet, im Innern anständig ansgezieret, in welcher der Baumeister, mit dem Gerichtsschwerte in der Hand, unter einem Baldachin saß und Recht sprach. Eine besondere Wichtigkeit erhielt die Hütte in Straß bürg bei dem großen Baue des Münsters. Sie wurde bald als die vornehmste in Deutschland angesehen, ihre Einrichtungen wurden nachgeahmt, und oft holten sich die anderen Hütten von ihr Rat und Entscheidung in Streitsachen. Aber auch in diesen Verbindungen ging der großartige Sinn mit dem Absterben des ganzen Geistes des Mittelalters am Ende desselben zu Grunde. Die großen Banunternehmungen hörten auf; die Kräfte der Menschen zersplitterten sich nach allen
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