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1. Das Mittelalter - S. 276

1884 - Mainz : Kirchheim
276 Dichtkunst. wußten. Auch die weltlichen Fürsten ahmten teilweise ihr Beispiel nach. Als der Bischof Otto von Freising dem Kaiser Friedrich I. _ seine Chronik überreicht hatte, sagte ihm der Kaiser: „Die Chronik, so du weislich in guter Ordnung verfaßt, und was du, da es verdunkelt und verborgen war, zu Licht und Einklang erhoben hast, nehme ich mit außerordentlichem Vergnügen an und freue mich, wenn ich der Kriegsmühen überhoben bin, mit Lesung derselben, indem ich durch der Kaiser glänzende Thaten mich selbst zur Vortrefflichkeit anleite." — Wie Kaiser Friedrich Ii. für die Wissenschaften sorgte, haben wir schon bei seiner Lebensbeschreibung gesehen. Und wenn auch seine Sorge hierin vorzüglich auf seine italienischen Staaten und Universitäten gerichtet war, so muß doch die Rückwirkung von dort auf Deutschland in Anschlag gebracht werden, wie denn alle Zeichen darthun, daß Deutschland selbst in der regsten Entwickelung der Wissenschaft und Kunst begriffen war. Es mehrten sich die Universitäten; den fünf im 14. Jahrhundert entstandenen (Prag, Wien, Heidelberg , Köln, Erfurt) kamen im folgenden noch zehn hinzu. Freilich blieb das Latein der Gelehrten der großen Menge verschlossen; aber bald schrieben Bürger in deutscher Sprache die Geschichte ihrer Stadt und die deutschen Predigten des Geiler von Kaisersberg am Ende des 15. Jahrhunderts sind von großem Nutzen gewesen. Außerordentlich beliebt war auch das plattdeutsche Volksbuch vom Till Eulenspiegel, jenem Schalke, der alle Befehle wörtlich ausführt und eben deshalb alles ungeschickt macht. Wir dürfen es sagen: die deutsche Prosa ist ein Werk des deutschen Bürgertums. d. Die Dichtkunst. Während so in Deutschland auf dem Gebiete der bildenden Kunst und der Wissenschaft ein frisches, kräftiges Leben sich regte, tritt uns in der deutschen Dichtkunst das Bild des traurigsten Versalls entgegen. Die Ursachen desselben haben wir schon früher teilweise kennen gelernt (S. 225). Selbst die gewaltigen, alle Verhältnisse des Lebens so mächtig umgestaltenden Erscheinungen, die im 14. und 15. Jahrhundert eintraten, die großen folgenreichen Erfindungen, die Entdeckung der neuen Welt, vermochten der Poesie kein neues Leben einzuhauchen; ja, wir müssen vielmehr sagen, daß sie aus die Entwickelung derselben nur nachteilig einwirkten. Dichtete doch nnn der Dichter nicht mehr für einen
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