Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Mittelalter - S. 284

1884 - Mainz : Kirchheim
Das deutsche Drama. die Rollen an verschiedene Personen zu verteilen, so daß einer z. B. die des Pilatus, ein anderer die des Herodes, des Hohenpriesters n. s. w. hatte, während der Priester selbst die Rede Christi vortrug, anfänglich alles lateinisch. Bald aber schob man auch deutsche Gesangstücke ein; man gab den Personen ein passendes Costüm, und damit verband sich dann von selbst auch die Handlung. Ursprünglich wurde alles von Geistlichen dargestellt; bald aber wurde auch die Hilfe von Laien nötig, und zu dem tragischen Ernste kamen auch komische Elemente hinzu, z. B. Judas, wie er sich um die Silberlinge zankt, die ihm in schlechter Münze ausgezahlt werden. Gegen solche Entweihung eiferten Synoden und Bischöfe im 13. und 14. Jahrhundert durch strenge Verbote; das hatte aber nur die Folge, daß solche Darstellungen, die man gewöhnlich Mysterien nennt, außerhalb der Kirche verlegt wurden. Damit bemächtigte sich nun das Volk ganz derselben, und die lateinische Sprache verschwand völlig. Außer der Leidens- und Auserstehungsgeschichte wurden auch andere heilige Geschichten in dieser Weise behandelt; so erzählte Johannes Rothe in seiner thüringischen Chronik, daß im Jahre 1322 von dem Markgrasen Friedrich von Meißen ein geistliches Spiel von den sünf klugen und fünf thörichten Jungfrauen aufgeführt fei, und das Schicksal der thörichten Jnngsraueu habe ihn so ergriffen, daß er in Tiefsinn verfiel und daran starb. Besonders wählte man auch das Leben, die Wunder und die Himmelfahrt der Jungfrau Maria zum Gegenstände dramatischer Vorstellung; namentlich finden wir mehrere Spiele, welche die „Klage Mariä" bei Christi Tode oder ihre Himmelfahrt darstellen. Ein höchst eigentümliches Mysterium schrieb im Jahre 1480 der Geistliche Theodorich Sternberg unter dem Titel: „ein schön spiel von sraw Jntten," dessen Gegenstand die Sage von der sogen. Päpstin Johanna ist, wie sie durch einen Betrug mit dem Teufel auf den päpstlichen Stuhl kommt, stirbt, den Qualen des Fegefeuers übergeben und endlich auf Fürbitte Mariä begnadigt und in den Himmel aufgenommen wird. Die Darstellung ist eine durchaus ernste, obgleich manche komische Züge aufgenommen sind. Zur Selbständigkeit gelangte das komische Element erst in den Fastnachtsspielen, „Schwänken und Possen voll des treffendsten, aber freilich auch des derbsten, oft niedrigen und schmutzigen Volkswitzes," meistens Scenen aus dem gewöhnlichen Leben in possenhafter Weise darstellend. Als Verfasser solcher Fastnachtsspiele werden uns namentlich zwei Nürnberger aus der Mitte des 15. Jahrhunderts genannt, Hans Rosenplüt und gleichzeitig oder wenigstens gleich
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer