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1. Das Mittelalter - S. 301

1884 - Mainz : Kirchheim
Die Jungfrau von Orleans. 301 richten verbreiteten sich unter das Volk. Man brannte vor Begierde, das Wundermädchen zu sehen, welches Gott sich zur Rettung Frankreichs auserkoren hatte. Da erschien Johanna auf einem prachtvollen Streitrosse; vor ihr her ward ein Banner getragen, auf welchem der Allmächtige, den Erdball haltend, von Lilien und Zwei knieenden Engeln umgeben, abgebildet war und woraus die Namen standen: „Jesus, Maria." Den Zuschauern kam sie als ein überirdisches Wesen vor, und begeistert griff man zu den Waffen. An der Spitze des Heeres eilte die Jungsrau gen Orleans, um der hartbedrängten Stadt Lebensmittel und Mannschaften Zuzuführen. Zuvor jedoch stellte sie unter den Soldaten Zucht und Ordnung her: alle mußten beten, beichten und sich dem Schutze des Himmels empfehlen. Fast ohne Widerstand kam man vor Orleans und gelangte, während die Belagerten einen Ausfall machten, samt der Zufuhr am 29. April 1429 glücklich in die Stadt. Mit lautem Jubel wurde Johanna empfangen. Ihr erster Gang war nach der Kirche, um Gott Zu danken; daun begab sie sich nach dem herzoglichen Palast, wo sie ganz einfach lebte. Unter der Anführung der Jungfrau machten die Franzosen bald gute Fortschritte: sie griffen die festesten Posten der Feinde an und nahmen eine Schanze nach der andern. Mit jedem Tage hob sich der Mut des französischen Heeres, während im englischen Lager ein Grauen, wie vor Geisterspuk, vor dem rätselhaften Mädchen einherging und alle Kräfte der Krieger lähmte. Denn daß Johanna von mehr als menschlicher Art fei, baran zweifelte niemand, und es half den Anführern der Feinde wenig, wenn sie den Glauben verbreiteten, sie sei des Teusels Werkzeug; um so furchtbarer erschien sie nur. Es war kein Halten mehr unter den englischen Soldaten, sobald es hieß: „die Jungfrau kommt!" Das ganze Belagernngsheer geriet bald so außer Fassung, daß schon nach neun Tagen (9. Mai) die Belagerung aufgehoben werben mußte. So hatte die Jungfrau ihr erstes Versprechen erfüllt und schickte sich nun an, auch ihr zweites zu lösen. Sie begab sich nach Tours zum König, kniete vor ihm nieber und sprach; „Wohlebler Dauphin, kommet und empfanget die heilige Salbung und eure königliche Krone zu Rheims!" Die Städte zwischen Tours und Rheims waren alle von den Englänbern und Burgunbern besetzt; bennoch folgte der König dem Rate der Jungfrau. Mehrere Plätze ergaben sich, andere wurden mit Sturm genommen. Johanna ging überall den Ihrigen voran und teilte jede Gefahr. Endlich führte sie den König glücklich nach Rheims,
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