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1. Die Neuzeit - S. 168

1884 - Mainz : Kirchheim
168 Dreißigjähriger Krieg. Waldstein. Werbungen betragen. Wie konnte aber Waldstein solche Summen aufbringen ? Der reiche Nachlaß feiner ersten Gemahlin wie die Zweite Vermahlung erklärt einiges, ebenso die Thatsache, daß er dem Kaiser große (Segenrechnungen zu machen hatte. Dennoch bürsten biefe und anbere sehr günstige Umstände nicht hinreichen, um jene ungeheuere Gesamtsumme der Kaufe Wald-steins begreiflich zu machen. Ohne Zweifel hat er in den verschiedenen Feldzügen, benen er feit 1617 anwohnte, nach damaliger Sitte der Obersten, auf gewaltsame Weise für feinen Vorteil gesorgt. Gewiß ist, daß Kaiser Ferdinand in einem noch vorhandenen Briefe Klage über die Erpressungen führt, welche sich das Kriegsvolk Walbsteins zu Schulben kommen ließ. Die Gier, Güter auf jebe Weise zu erwerben, würde bei Wald-ftein zur Leidenschaft, und er schonte babei selbst feine Blutsverwandten nicht. Gleichwohl war wiederum uicht Geiz die Ursache dieser Erwerbungslust; b er Besitz vou Laub und Leuten so 111 e_ vielmehr die Grundlage feiner p o-litisehen Größe sein. So eifrig er als Privatmann erwarb , so freigebig that er feine Schätze auf, als die Zeit zur Ausführung der Pläne gekommen war, die er in seinem Innern hegte. Stolz, leibenfchaftlich, der äußeren Pracht, dem Luxus und dem Prunk zugethan , strebte er nach jenem Menbenben Glanze, wodurch die Menge beherrscht wirb. Seine Waffenthaten in Ungarn und Böhmen hatten ihm einen Ruhm erworben, den er noch zu vermehren bemüht war. Übrigens war er persönlich tapfer, die Gefahr verachtenb; feine Manieren waren ebel, feine Gastfreundschaft prachtvoll. Er war geschickt, die Menschen zu durchschauen, sie zu beherrschen , sie bei ihren schwachen Seiten zu packen und an sich zu ziehen; in seinen Belohnungen war er bis zur Verschwendung freigebig, aufopfernd, wenn es galt, feine Freunde zu beschützen; gebulbig, wenn es nötig war; nachgiebig, wo er ein Hinbemis nicht mit Gewalt wegräumen konnte und in der Kunst des Zuwarteus wohl erfahren. Aber Selbstsucht, Haß , Neib , Zorn , Anmaßung , das gewöhnliche Gefolge des Hochmutes, stritten um die Herrschest über fein Herz. Nur nach feinem eigenen Ruhme ftrebenb, war ihm jeber anbere Gebanke untergeorbnet. Der Grunb feiner Freigebigkeit war Berechnung, und feine bewunderte Großmut war nichts als die Anlage eines Kapitals, von welchem er hohe Zinsen erwartete. Unerbittlich in feinem Haffe, war ihm Vergebung unbekannt, und nie vergaß er eine Beleidigung. Der geringste Widerstand brachte ihn außer sich; er nährte einen tödlichen Haß gegen diejenigen, welche sich
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