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1. Die neueste Zeit - S. 56

1886 - Mainz : Kirchheim
56 Frankreich. Karl X. Die Julirevolution. Schule; abends fielen Schüsse, Barrikaden wurden in den Straßen ausgeworfen, alles Anzeichen des nahenden Kampses, denen Marmont thatlos zusah. — Nur mit Widerwillen hatte er den Oberbefehl übernommen; dazu kam, daß von den 11,000 Soldaten, mit welchen er Paris niederhalten sollte, nur ein Teil — die Garde und die Schweizer — zuverlässig war. So begann am Mittwoch , den 28., der Kampf unter dem Dröhnen der Sturmglocken; müde vom Barrikadenstürmen, hungrig und durstig zogen sich die Truppen am Abend auf die Tuilerien zurück, von wo aus Marmout den Kampf leitete. Am Donnerstage gingen bereis zwei Regimenter Zum Volke über; seit tagesgrauen schlug man sich, gegen Mittag bemächtigten sich die bewaffneten Massen des Louvre, am Abend verstummte der Kampf, Marmont mit dem Reste der Treugebliebenen befand sich aus dem Wege nach St. Cloud, wo der König in ächt bourbouischer Verblendung die Gesahr nicht sehen wollte. Trotz der immer dringlicher werdenden Depeschen des Marschalls rührte man sich nicht; der erste Kammerherr lud zum gewohnten Spiel am königlichen Whisttisch, als lebte man im tiefsten Frieden. Erst als die Truppen Marmonts blut- und schweißbedeckt, ermüdet und hungrig in Saint Cloud eintrafen, entschloß sich der König zur Zurücknahme der Ordonanzen und zur Ernennung eines neuen Ministeriums. Es war zu spät; schon hatten um die Zeit, als das Volk das Louvre nahm, ungefähr 40 Abgeordnete im Hause des reichen Bankiers Lafitte, eines Führers der Liberalen, einen städtischen Ausschuß gewählt, der die provisorische Regierung übernahm. Den königlichen Gesandten tönte aus den Volkshaufen der Ruf entgegen: „Zu spät! keine Bourbonen mehr!" Freilich darüber, was man wollte, war man noch nicht einig. Die eigentlichen Julikämpfer: die Arbeiter, die Studenten, die ganze Jngend wünschte die Republik; der wohlhabende Bürger-stand (die Bourgeoisie), die Nationalgarde und die Mehrheit der Abgeordneten dachten an eine Monarchie, aber Beseitigung der Bourbons. Schon hatte der Bankier den Herzog von Orleans, welcher in den innigsten Beziehungen zu den Männern der Revolution stand und wie einst sein Vater, der berüchtigte Egalits, gegen seine königlichen Anverwandten confpirierte, auffordern lassen, von seinem Schlosse zu Neuilly nach Paris zu kommen, wenn er nicht erschiene, würde die Republik oder Napoleon Ii. ausgerufen; er habe demnach nur zu wählen zwischen einer Krone und einem Paß. Auch der einflußreiche Thiers war für ihn thätig; durch einen Maueranschlag empfahl er ihn geradezu als denjenigen, der die dreifarbige Fahne und die Verfassung
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