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1. Die neueste Zeit - S. 62

1886 - Mainz : Kirchheim
62 Die belgische Revolution. Das Haus war überfüllt, und bei jeder Musikstelle, die der herrschenden Stimmung schmeichelte, brach die Menge in donnernden Jubel aus. Nach Beendigung der Vorstellung stürzten sich große Volkshausen nach der Druckerei einer der niederländischen Regierung günstigen Zeitung, zerschlugen hier Thüren und Fenster, und Marsen Bücher, Schriften und Möbel aus die Straße. Tann drang der Hausen nach der Wohnung eines Was-senhäudlers, und bemächtigte sich der vorgefundenen Vorräte. Endlich zogen verschiedene Abteilungen nach dem Justizministerium, um dasselbe zu plündern und in Brand zu stecken. Weder die Abmahnung der Gendarmerie, noch das Einschreiten der bewaffneten Macht vermochten den Unfug zu steuern. Ta sich die Scenen der Nacht am andern Morgen fortsetzten, organisierte sich der bessere Teil der Bürgerschaft zu einer Nationalgarde, nm das unwürdige Militär abzulösen und weiteren Ausschreitungen des Pöbels vorzubeugen. Inzwischen trat ein Bürgerausschuß zusammen, um die den Händen der königlichen Behörden entsunkene Gewalt im Interesse der Herstellung der Ordnung zu handhaben. Das Beispiel Brüssels fand Nachahmung in vielen andern Städten des Königreichs, namentlich in Lüttich, Mo ns, Löwen, Brügge, Gent, Antwerpen, Verviers und andern Fabrikstädten, in denen große Unordnungen vorfielen, und da die bessern Bürger Brüssels Wiederholungen ähnlicher Scenen fürchteten, so wünschten sie sich mir der Regierung zu vereinigen, um den Ausschreitungen ein Ende zu machen. Es wurde eine Deputation an den König beschlossen, um ihm die Wünsche der Nation vorzutragen. Wilhelm empfing sie gnädig, antwortete aber, er könne so lange über ihre Wünsche keinen Entschluß fassen , als es den Schein haben dürfte, daß er dazu gezwungen wäre; doch wolle er alles in Erwägung ziehen, und wünsche, daß die Ruhe bald wieder hergestellt würde. Um aber die königliche Autorität zu wahren, schickte er seinen Sohn, den Prinzen von Oranten, mit einem Heere nach Brüssel ab. Der mutige Prinz begab sich jedoch allein in die übelgesinnte Stadt, um den Weg der Güte zu versuchen; er durchschritt die Reihen der vom Thore an ausgestellten Bürgergarde und versicherte das Volk vor dem Rathause der gütigen Gesinnung des Königs. Allein man empfing ihn mit unverhohlenem Unwillen. Als er zu seinem Palaste kam, trat ihm ein Posten Bürgergarde mit gefülltem Bajonett entgegen; ohne zu erschrecken, sah er sie freundlich an, worauf sie das Gewehr präsentierten. Bei der kritischen Sachlage entschloß sich der Prinz, eine Trennung Belgiens und
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