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1. Die neueste Zeit - S. 70

1886 - Mainz : Kirchheim
'0 Revolution in Polen. Chlopicki. fuhren, niedergeschossen. Beide Parteien, die gemäßigte und die überspannte, suchten nun nach Chlopicki, von dem beide hofften, daß er ihre Ansicht teilen werde. Endlich wurde er am dritten Tage aufgefunden und nahm die Stelle eines Oberbefehlshabers der bewaffneten Macht an. So patriotisch auch dieser Maun war und so wenig er auch mit dem Großfürsten gestimmt hatte, so war er doch dem Aufstande durchaus abgeneigt, weil er einen Krieg mit Rußland und eine Verwüstung seines Vaterlandes voraussah. Gewiß würde ihm auch gelungen sein, nach und nach die aufgeregten Gemüter zu beschwichtigen, wenn ihm nicht Lelewel und die andern Verschworenen entgegengearbeitet hätten, die durchaus von Rußland abfallen und daher Schritte thuu wollten, welche eine Aussöhnung unmöglich machten. Sie bildeten daher, nach Art der ehemaligen Jakobiner in Frankreich, einen Revolutionsklub und hielten hier wütende Reden gegen Rußland. So sah man hier die sonderbare Erscheinung, daß eine Revolution von jungen, unerfahrenen Jünglingen angefangen und daß der verständigere Teil der Nation in den Strndel derselben hineingerissen wurde. Da Kaiser Nikolaus nur wenige russische Regimenter in Polen stehen hatte, so war er nicht im stände, bei der großen Ausdehnung seines Reichs, gleich ein ansehnliches Heer aufzustellen , um den Aufstand zu unterdrücken, und dies gab den Verschworenen Zeit, das Volk zu bewaffnen und sich zum Kampfe zu rüsten. Aber die den Polen eigentümliche Uneinigkeit zeigte sich bald auch hier, sowie während der ganzen Revolution. Chlopicki, der diesen Fehler der Polen wohl kannte, sah ein, daß durchaus nötig sei, die ganze Gewalt in einer Person zu vereinigen, wenn etwas Gedeihliches bewirkt und die Parteien im Zaume gehalten werden sollten, und da er die Liebe und das Vertrauen der Polen zu seiner Person kannte, so beschloß er, sich zum Diktator auszuwerfen. Er ließ am 5. Dezember alle Regimenter zusammentreten, ritt dann, an der Spitze einer Schwadron , von feinen Adjutanten umgeben , nach dem Gebäude, in welchem die provisorische Regierung ihre Sitzungen hielt, und trat in den Saal. Man überreichte ihm die schon ausgefertigte Schrift, die ihn zum Oberbefehlshaber ernannte; er aber warf sie unwillig auf den Tisch und rief: „Ich will keine Ernennung! Da ich sehe, daß keine Einigkeit in der Regierung ist, so ergreife ich die Diktatur und erkläre jeden , der mir nicht gehorcht, für einen Verräter. Nur das Wohl des Vaterlandes werde ich bei meiner Handlungsweise befragen. Vor allem muß man sich mit den inneren Feinden beschäftigen; sie sind gefährlicher als die
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