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1. Die neueste Zeit - S. 76

1886 - Mainz : Kirchheim
76 Revolution in Polen. Ihre Unterdrückung. sich zu schuldbewußt waren, um Verzeihung hoffen zu können, so flüchteten sie sich mit ihren Soldaten lieber in die Nachbarstaaten, deren Gastfreundschaft sie anflehten. Von hier wanderten dann ungefähr 8000_ Polen, darunter sämtliche Offiziere, nach Eng-Xand , Frankreich und Amerika aus. Die begeisterte Teilnahme und die reichlichen Unterstützungen, die sie auf ihrem Zuge durch das südwestliche Deutschland fanden , sowie die glänzende Aufnahme, welche ihnen in Frankreich und England zuteil wurde, bekundeten die regen Sympathien, die für ihre Sache in diesen Ländern erwacht waren. Unterdessen hatte Paskewitsch, der von dem Kaiser zum Fürsten von Warschau und zum Statthalter ernannt worden , die russische Gewalt in Polen vollständig hergestellt. Mit dem Falle der Festungen Modlin und Zamock hatte der polnische Aufstand sein Ende erreicht. Nun verhängte der Zar Nikolaus über das unglückliche Polen ein furchtbares Strafgericht und führte ein System der Unterdrückung ein, die sich immer mehr steigerte und im Vergleich mit der, welche die türkische Herrschaft über die Griechen verhängt, noch für mild gelten mußte. Diejenigen Mitglieder des Reichstages, die für die Thronentsetzung des Hauses Romanow gestimmt hatten, wurden, soweit man ihrer habhaft werden konnte, nach Sibirien geschickt, gegen die Generale eine Untersuchung eingeleitet. Die Güter der Ausgewanderten wurden eingezogen, was bei Char-toryski allein an 30 Millionen polnischer Gulden betrug. Noch größer war das Unglück, das über das Land als solches verhängt wurde. Alle Klassen des Volkes wurden einer unerhörten Militär- und Polizeityrannei unterworfen. Das ganze Land wurde entwaffnet und den Bauern alle schneidenden Werkzeuge, mit Ausnahme der zum Ackerbau notwendigen, abgenommen. Verheimlichung von Waffen ward mit dem Tode bestraft. Die russischen Behörden wetteiferten in Grausamkeit, Habsucht und Treulosigkeit in der Behandlung gegen die Unterworfenen. Die Verfassung von 1815 wurde aufgehoben, dagegen das Land zu einer russischen Provinz mit gesonderter Verwaltung gemacht, in deren einzelnen Palatinaten durch ein sogenanntes organisches Statut beratende Versammlungen eingesetzt wurden, die ohne alle Bedeutung waren. Die Polen bildeten kein selbständiges Heer mehr, sondern wurden den russischen Regimentern einverleibt und in die entferntesten Gegenden, besonders nach dem Kaukasus, geschickt. Die Universitäten zu Warschau und Wilna wurden geschlossen, die Schulen auf russischen Fuß eingerichtet und russische Sprache und Geschichte zu den wichtigsten Lehrgegenständen er-
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