Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die neueste Zeit - S. 175

1886 - Mainz : Kirchheim
Aufsland in Polen. 175 Femgerichte oder Revolutionstribunale. So standen zwei Regie-ruugen einander feindlich gegenüber; die eine stützte sich aus die offene Gewalt, die andere auf die Macht der Schreckensgewalt. Wie konnte aber die polnische Insurrektion, der eine strenge Grenzwache auf preußischem und österreichischem Gebiet jede Zufuhr an Waffeu, Kriegsbedarf und Mannschaft abschnitt und die ländliche Bevölkerung jede Unterstützung versagte, ans die Dauer-einer Macht widerstehen, welche die Hauptstadt und das ganze Land in Belagerungszustand setzte und immer neue Heere einrücken ließ. Unter solchen Umständen war der Ausgaug des Kampfes mit Sicherheit vorauszusehen. Schon im Juli 1863 war die Petersburger Regierung ihres Sieges so gewiß, daß sie jede fremde Einmischung ablehnte und den von Frankreich und England vorgeschlagenen Waffenstillstand behufs der Abhaltung von Konferenzen, als mit der Würde des Kaisers unverträglich, zurückwies. Wielopolski wurde von seiner Stelle enthoben und General von Berg, ein harter und grausamer Mann von militärischer Strenge, trat au die Spitze der Regierung in Warschau. Vergebens machte noch der Kaiser Napoleon den Versuch, einen europäischen Kongreß ins Leben zu rufen , aus dem alle Streitigkeiten durch ein höchstes Schiedsgericht ausgeglichen und ein neuer Zustand der Dinge geschaffen werden sollte; der Vorschlag kam nicht zur Ausführung , und Rußland konnte ungehindert in der Unterdrückung des polnischen Aufstandes fortschreiten. Bald war der Widerstand gebrochen, die Thätigkeit der Nationalregierung unterdrückt, die Stimme der Patrioten verstummt, und es konnte wieder wie ehedem verkündet werden: „Die Ruhe herrscht in Warschau!" Seitdem war die kaiserliche Regierung bemüht, den polnischen Bauernstand durch Verleihung des Eigentumsrechts aus die bisher im Zins oder Erbpacht besessenen Grundstücke fester an Rußland zu knüpfen, den Adel dagegen zu schwächen und Land und Volk durch Beschränkung der polnischen Sprache, durch Unterdrückung der nationalen Eigentümlichkeiten und durch Verpflanzung der alten Geschlechter nach anderen Gegenden in das große Zarenreich einzufügen. Zugleich wurde durch einen kaiserlichen Ukas (1863), welcher das polnische Kirchenvermögen unter die Verwaltung des Staates stellte, die Geistlichkeit ans feste Besoldungen angewiesen. Die Klöster wurden verwüstet und die Geistlichen'ans jede Weise bedrückt, eingekerkert oder verbannt. Die russische Regierung legte es förmlich darauf an, die katholische Kirche in Polen zu vernichten. Die Einsprache des Papstes hatte den Abbruch aller
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer