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1. Die neueste Zeit - S. 203

1886 - Mainz : Kirchheim
Die preußisch-italienische Allianz. Napoleon Iii. 203 über die notwendige Reform der Bnndesversassnng Zn beraten. Man war überrascht, den Mann, der im eigenen Lande als Volksfeind x) galt, diese weitgehenden liberalen Forderungen stellen zu sehen; man bedachte eben nicht, daß das Dichterwort: „es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken" ganz besonders für einen Staatsmann gilt und vor allen Dingen auf Bismarck seine Anwendung fand. Da waren die Bemühungen der fremden Mächte vergeblich, den nahenden Krieg, den beide Teile wünschten, zurückzuhalten. Eine von Napoleon vorgeschlagene Friedenskonferenz in Paris kam nicht zustande. Preußen suchte Bundesgenossen in Italien und Frankreich. Bereits im März war der italienische General G a v o n e nach Berlin gekommen, um mit Bismarck (Graf seit September 1865) über einen Waffenbund zu verhandeln; „unser Cavour, wie er leibt und lebt/' schrieb er nach seiner Begegnung mit dem preußischen Ministerpräsidenten nach Italien. Ein Schutz-uud Trutzbündnis wurde abgeschlossen; Venetien war der in Aussicht gestellte Preis für einen Krieg mit Österreich. Vor Abschluß dieses Bündnisses wollte sich Bismarck vergewissern, ob Frankreich in dem Kriege gegen Österreich neutral bleiben würde. Diese Gewißheit erhielt er bereits im Herbst 1865, nachdem Bismarck bei einer Zusammenkunft mit Napoleon in dem Pyrenäenbade Biarritz von demselben die Zustimmung zu dem geplanten Kriege gegen Österreich und zugleich für den König von Italien die Ermächtigung zum Abschluß des bereits vereinbarten Bündnisfes mit Preußen eingeholt hatte. Die Unterzeichnung des diesbezüglichen Vertrags erfolgte am 8. April 1866. Obgleich dieser Vertrag ein geheimer war, erhielt das Wiener Kabinet von demselben Kenntnis, während ihm zugleich aus Verona sichere Nachrichten von umfassenden Rüstungen des Königs vou Italien zukamen. So sah sich auch Österreich zu Rüstungen gezwungen, und eine friedliche Lösung erschien von Tag zu Tag zweifelhafter. Indessen war in Frankreich die allgemeine Stimmung gegen die prenßisch-italienische Allianz, da man instinktmäßig die Konsequenzen derselben ahnte und ebenso ernste Besorgnis vor einem übermäßigen Anwachsen der preußischen Macht, als vor einer allzugroßen Schwächung der Widerstandskraft Österreichs gegen 1) In dieser aufregenden Zeit versuchte es sogar ein Meuchelmörder, unter den Linden in Berlin Bismarck zu töten; doch entging er dem ihm zugedachten Lose, da die Revolverkugel ihr Ziel verfehlte.
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